Essen. Karstadt und Kaufhof loten eine mögliche Fusion aus. Doch damit ist das Thema Staatshilfe für den Karstadt-Mutterkonzern Arcandor nicht vom Tisch. Konzernchef Karl-Gerhard Eick fordert weiter eine millionenschwere Bürgschaft – und erhält dafür Rückendeckung von der Gewerkschaft Verdi.
Unabhängig von einer möglichen Fusion der Warenhauskonzerne Karstadt und Kaufhof: Der Karstadt-Mutterkonzern Arcandor dringt weiter auf eine millionenschwere Staatsbürgschaft. „Eine Deutsche Warenhaus AG ist definitiv keine Alternative zu unserem Antrag auf eine Staatsbürgschaft”, sagte Arcandor-Vorstandschef Karl-Gerhard Eick der WAZ-Gruppe. Auch eine mögliche Kooperation der Arcandor-Tochter Karstadt mit dem Metro-Konkurrenten Kaufhof beantworte nicht automatisch die offene Finanzierungsfrage des Essener Konzerns. „Voraussetzung für eine Lösung wäre aus unserer Sicht ein Kaufpreis. Das ist nach den bisherigen Äußerungen der Metro allerdings nicht zu erwarten. Damit bleibt der Finanzierungsbedarf für Arcandor bestehen”, sagte Eick der WAZ.
Arcandor und der Düsseldorfer Metro-Konzern prüfen nach eigenen Angaben den Zusammenschluss ihrer Tochterunternehmen Karstadt und Kaufhof zu einer „Deutschen Warenhaus AG”. Eick und Metro-Vorstandschef Eckhard Cordes trafen sich bereits zu einem ersten Sondierungsgespräch. Arcandor strebt eine Staatsbürgschaft in Höhe von 650 Millionen Euro an, um Kredite abzusichern, die am 12. Juni fällig werden.
Rückendeckung von Verdi
Rückendeckung für seine Forderung nach Staatshilfe erhält Eick von der Gewerkschaft Verdi. „Unabhängig davon, wie die Pläne für einen erfolgreichen Geschäftsfortgang bei Karstadt und Quelle aussehen könnten, ist der Abschluss neuer Kreditverträge einschließlich staatlicher Bürgschaften in jedem Fall unverzichtbar”, sagte die Vize-Chefin von Verdi, Margret Mönig-Raane.
„Es geht um die Zukunft von 56.000 Arbeitsplätzen”, betonte Mönig-Raane. Deshalb sollen in der kommenden Woche Arcandor-Beschäftigte für staatliche Bürgschaften auf die Straße gehen, um ihren Forderungen an die Bundesregierung und insbesondere den Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) Nachdruck zu verleihen. „Die aktuelle Zuspitzung der Situation bei Arcandor ist durch die Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst worden”, sagte Mönig-Raane. Daher müsse der Staat dem Unternehmen unter die Arme greifen.
Hoffen auf zeitnahe Entscheidung
Der von der Pleite bedrohte Arcandor-Konzern benötigt nach Angaben seines Chefs Eick kurzfristig eine Staatbürgschaft von 650 Millionen Euro sowie einen Kredit der staatlichen KfW über 200 Millionen Euro. Der Bürgschaftsantrag liegt dem Unternehmen zufolge seit Mittwoch in Berlin vor. «Wir kämpfen für die Staatshilfe und hoffen auf eine zeitnahe Entscheidung», sagte ein Sprecher.
Die Zeit für den Essener Konzern wird immer knapper: Bereits am 12. Juni läuft eine Kreditlinie Arcandors über 650 Millionen Euro aus. Bis September muss der Handelsriese seine Banken nicht nur dazu bewegen, trotz der Konjunkturkrise Kredite in Höhe von 950 Millionen Euro zu verlängern. Das Unternehmen braucht nach eigenen Angaben darüber hinaus für die nächsten fünf Jahre weitere 900 Millionen Euro Kredit.
Details einer Fusion weiter unklar
Wie eine mögliche Fusion zwischen Karstadt und Kaufhof im Detail aussehen könnte, blieb auch am Freitag weiter unklar. Medienberichten zufolge, besteht die Metro jetzt nicht mehr darauf, nur die Warenhäuser zu übernehmen, sondern sei bereit, auch die Essener Zentrale von Karstadt in die neue Gesellschaft einzubeziehen. Wie viele Standorte und Arbeitsplätze der Fusion zum Opfer fallen könnten, ist umstritten. Zahlen von bis zu 20.000 Arbeitsplätzen, die verloren gingen, wurde in einem Bericht der «Welt» unter Berufung auf Unternehmenskreise als «absoluter Quatsch» zurückgewiesen. (Mit Material von ap)