Detroit. Der italienische Autobauer Fiat sitzt jetzt bei Chrysler fest am Steuer. Das neue Unternehmen werde unter dem Namen Chrysler Group umgehend den Geschäftsbetrieb aufnehmen, teilten beide Unternehmen am Mittwoch mit.

Der Einstieg des italienischen Automobilherstellers Fiat beim insolventen US-Konzern Chrysler ist perfekt. Fiat besiegelte am Mittwoch die Übernahme der wesentlichen Teile des insolventen Konzerns. Zum Chef der neuen Chrysler Group LLC wurde umgehend Fiat-Vorstandsvorsitzender Sergio Marchionne ernannt.

Marchionne erklärte, er wolle «auf Chryslers Kultur der Innovation und auf Fiats ergänzende Technologie und Erfahrung» aufbauend die Produktpalette des US-Herstellers in den USA und im Ausland erweitern. Der Abschluss der von der US-Regierung geförderten Übernahme wurde möglich, nachdem der Oberste Gerichtshof der USA Anträge mehrerer staatlicher Fonds abgewiesen hatte, das Verfahren vorerst zu stoppen.

Übernahme von bis zu 35 Prozent

Mit der Übernahme durch Fiat entgeht Chrysler der Liquidation. Fiat soll in Schritten bis zu 35 Prozent an der neuen Chrysler-Gruppe übernehmen und dafür nicht mit Geld, sondern mit technischem Wissen bezahlen. 55 Prozent von Chrysler gehen an die Gewerkschaft der Autoarbeiter, 10 Prozent übernehmen die Regierungen der USA und Kanadas. Chrysler wird seit Monaten mit Milliardenhilfen aus Staatsgeldern am Leben erhalten.

Der Deal eröffnet einem neuen, schlankeren Chrysler-Konzern die Möglichkeit, den Gläubigerschutz nach dem US-Konkursrecht zu verlassen. Milliardenschulden, 789 überzählige Händler und drückende Arbeitskosten wurden im Insolvenzverfahren abgebaut.

Gläubiger mit 29 Cent pro Dollar abgefunden

Der Konzern kündigte an, die während des Verfahrens gestoppte Produktion bald wieder aufnehmen zu wollen. Das neue Unternehmen werde sich auf den Bau kleinerer Autos konzentrieren, ein Gebiet, auf dem die alte Firma Chrysler besondere Schwächen hatte. Die Entwicklung neuer, umweltfreundlicher und spriteffizienter Qualitätsautos sei bereits in Gang. Sie sollten ein Markenzeichen des neuen Konzerns werden.

Gegen den Verkauf von Chrysler an Fiat hatten zwei Pensionsfonds für Polizisten und Lehrer im US-Staat Indiana sowie ein staatlicher Bauprojektfonds geklagt. Die Investoren, die weniger als 1 Prozent der besicherten Chrysler-Anleihen im Volumen von 6,9 Milliarden Dollar besitzen sehen sich schlechter gestellt als andere Gläubiger von Chrysler. Nach der Insolvenzvereinbarung werden die besicherten Gläubiger mit insgesamt 2 Milliarden Dollar in bar abgefunden, das sind etwa 29 Cent pro Dollar.

800 Autohäuser machen dicht

Unterdessen hat ein New Yorker Insolvenzgericht einen Plan des Chrysler-Managements genehmigt, ein Viertel der Chrysler-Autohäuser in den USA zu schließen. Der Autobauer hatte die Maßnahme Mitte Mai angekündigt und erklärt, das Netz der Verkaufsstellen sei veraltet, und es gebe zu viele Händler, die miteinander konkurrierten. Bei vielen von ihnen sei der Absatz zu niedrig. Rund 50 Prozent der Händler seien für 90 Prozent des Absatzes in den USA verantwortlich, hieß es. (ap)