Essen. Nach Jahren der Krise und Filialschließungen plant die Modekette C&A 100 neue Standorte. Gibt es auch Pläne in NRW?
Während zahlreiche Mode- und Schuhketten im Laufe dieses Jahres Insolvenz anmelden mussten und zum Teil ganz vom Markt verschwunden sind, kündigt das Düsseldorfer Unternehmen C&A die Neueröffnung von europaweit 100 Filialen an.
Es ist noch gar nicht so lange her, da steckte C&A in der Krise. Noch im Geschäftsjahr 2019/2020 wies das in Europa tätige Traditionsunternehmen einen Fehlbetrag von 94 Millionen Euro aus. Doch seitdem die ehemalige Ikea-Managerin Giny Boer im Jahr 2020 die Geschäftsführung übernommen hat, geht es wieder aufwärts. Über Umsatz, Ertrag und Investitionen schweigt die Firma, die der niederländischen Familie Brenninkmeijer gehört.
C&A: Umsatzplus trotz Schließung von Filialen
Im Bundesanzeiger stammen die aktuellsten Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2021/2022, für das C&A einen Umsatz in Höhe von 1,8 Milliarden Euro ausweist – 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Plus habe man vor allem in stationären Läden erwirtschaftet, heißt es in dem Bericht. Der Umsatz stieg, obwohl die Kette nach eigenen Angaben 2021/2022 13 Filialen und 2020/2021 15 Filialen geschlossen hatte. Die Zahl der inländischen Mitarbeitenden wird mit knapp 11.000 angegeben.
Boer setzt nicht nur auf den Ausbau des Onlinegeschäfts. Nach Angaben einer Sprecherin wurden inzwischen auch 1300 Läden modernisiert und auf das neue Konzept mit dem schwarzen Schriftzug umgestellt. Das entspreche zwei Drittel des Filialnetzes. „Wir optimieren weiter und wollen wieder zurück in die Innenstädte“, so die Sprecherin. Aus Gladbeck will sich C&A allerdings zurückziehen. Der letzte Verkaufstag soll am 9. Dezember stattfinden.
Neuer Deutschlandchef kommt von der Kette Nordsee
Der neue Deutschland-Chef Carsten Horn, der im August seinen Dienst in der Düsseldorfer C&A-Zentrale mit ihren rund 1500 Beschäftigen angetreten hat, kündigt nach Jahren der Filialschließungen nun einen Expansionskurs an. „Wir wollen in Europa in den nächsten drei Jahren 100 neue Filialen eröffnen. Entscheidend sind die richtigen Immobilien in großen Städten: In Hamburg, Berlin und Ostdeutschland zum Beispiel gibt es noch Potenzial für uns“, sagte Horn der „Rheinischen Post“.
In NRW sind nach Angaben der C&A-Sprecherin keine Neueröffnungen geplant. Dafür aber in Madrid, Amsterdam, Paris und Mailand. Zudem wolle C&A in Polen, Rumänien und in den Niederländen wachsen. In Deutschland gibt es aktuell knapp 400 Modehäuser der Düsseldorfer Kette. Der neue Deutschland-Chef Horn kennt sich aus im deutschen Einzelhandel. Vor seinem Wechsel zu C&A arbeitete der 58-Jährige bei Ketten wie den Nordsee-Fischrestaurants, den Cinemaxx-Kinos und dem Kaffeehändler Tchibo.
P&C, Gerry Weber und andere waren in Insolvenzverfahren
Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:
- Vorwerk-Chef: Meine Frau wollte auch keinen Thermomix haben
- Biermarkt: Darum verkauft Stauder schweren Herzens wieder Dosenbier
- Sorgen bei Thyssenkrupp: „Stahlindustrie kämpft um Existenz“
- Galeria-Doppelschlag gegen Essen: Warenhaus und Zentrale weg
- Menschen in Not: So reagieren Einzelhändler auf Bettler vor ihrer Ladentür
„Weniger Masse auf Kleiderständern, mehr Bühne für Mode: Das ist das neue Konzept in den Läden“, sagt Horn. So wolle C&A gegen starke Wettbewerber wie H&M und Zara bestehen. Seit der Corona-Pandemie steht der Modehandel in Deutschland unter Druck. Die Branche wurde von einer wahren Insolvenzwelle erfasst. Peek & Cloppenburg rettete sich in ein Schutzschirmverfahren. Die Schuhhändler Görtz, Reno, Salamander, Knauer und andere durchliefen ebenso Insolvenzverfahren wie Gerry Weber, Hallhuber und Peter Hahn. Deichmann kündigte an, die Kette Onygo aufzugeben.