Düsseldorf. Mit einer strafferen Verwaltung, Stellenabbau und Investitionen ins Onlinegeschäft will C&A aus der Krise kommen. Neues Design für Filialen.
Bei der Modekette C&A haben sich Generationen von Familien eingekleidet. Doch in den vergangenen Jahren ging der Stern des Familienunternehmens zusehends unter. Geschäftsführer mit wechselnden Konzepten gaben sich die Klinke in die Hand. Seit knapp einem Jahr hat nun die ehemalige Ikea-Managerin Giny Boer das Sagen bei C&A. Mit Versprechen wie „Ich bin gekommen, um zu bleiben“ will sie Aufbruchstimmung unter den 23.000 Beschäftigten verbreiten, aber auch die Verwaltung straffen, Stellen abbauen und das Onlinegeschäft stärken.
Mit den Betriebsräten verhandelt die 59-Jährige gerade über die „Modernisierung des Europageschäfts“. Von einem „flexibleren und schlankeren Betriebsmodell“ ist die Rede. „Giny Boer will weg von Hierarchien und hin zu einfacheren Prozessen, weil das auch bei Ihrer Arbeit bei Ikea ein wichtiger Erfolgsfaktor war“, sagt Kommunkationschefin Betty Kieß, die auch Mitglied der Geschäftsführung ist.
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Im Fokus des Umbaus stehen die beiden Unternehmenszentralen: Am Standort Düsseldorf mit seinen rund 1300 Beschäftigten ist das Geschäft mit Mode für Damen und Jugendliche angesiedelt. In Brüssel kümmern sich rund 330 Mitarbeitende um Kollektionen für Herren und Kinder. Dem Vernehmen nach soll Düsseldorf gestärkt aus dem Umbau hervorgehen.
Zumal in der NRW-Landeshauptstadt traditionell die Geschäftsführung sitzt. Ihr gehört auch Eric Brenninkmeijer an. Seine Familie mit niederländischen Wurzeln hat C&A vor 180 Jahren gegründet. Er ist Vertreter der sechsten Generation. Giny Boer ist Nachfolgerin von Alain Caparros. Der frühere Rewe-Chef war 2017 an die Spitze von C&A gewechselt und hatte ein Jahr später einen Herzinfarkt erlitten.
Zahlen veröffentlicht C&A traditionell nicht. Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2019/2020, das am 29. Februar zu Ende ging, weist einen Fehlbetrag von 94 Millionen Euro aus, der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 100 Millionen Euro auf 2,162 Milliarden Euro zurück. Vor zehn Jahren lagen die Erlöse noch bei mehr als drei Milliarden Euro. Wie sich das Geschäft während der Pandemie entwickelte, ist ungewiss. C&A habe „noch nicht das Niveau der Zeit vor der Corona-Pandemie erreicht“, so Kieß.
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Wie bei anderen Einzelhändlern auch treiben die zurückliegenden Lockdowns bei C&A das Onlinegeschäft an. „Deswegen investieren wir jetzt stark in den Digitalbereich, um unsere Kundinnen und Kunden künftig noch besser zu verstehen und zum Beispiel zu lernen, welche Artikel sie im Laden und welche sie im Netz suchen“, sagt Sprecherin Kieß. Hier seien derzeit mehr als 50 Stellen ausgeschrieben.
„Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden dort treffen, wo sie am liebsten einkaufen“, erklärt sie. Soll heißen: C&A will alle Kanäle bedienen. Von den rund 1400 Filialen in Europa sind aktuell 427 auf dem größten Markt in Deutschland. Doch das Netz schrumpft. Im vergangenen Jahr hat C&A bundesweit 16 Filialen aufgegeben, im laufenden sind elf und im kommenden Jahr 13 Schließungen geplant.
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In den verbleibenden und neuen Standorten setzt die Kette derweil auf ein neues Design, das die alte, verstaubt anmutende Optik ablösen soll. Europaweit hat C&A die ersten 200 Läden bereits modernisiert, bis Ende Februar sollen es mehr als 400 sein. Danach sollen 350 weitere Standorte folgen. Zum neuen Gesicht der Kette gehören nicht nur mehr Licht und Luft, sondern auch ein neues Logo. Der traditionelle Schriftzug in blau und rot wird durch eine dezente Schwarz-Weiß-Optik ersetzt.
An der Positionierung im Modemarkt soll sich aber nichts ändern. „Es bleibt beim Markenkern: C&A will qualitativ hochwertige und nachhaltige Mode demokratisieren, das heißt zu fairen Preisen anbieten“, so Sprecherin Kieß.
>>> C&A produziert Jeans in Mönchengladbach
C&A will ab dem kommenden Jahr Jeans in der einstigen Textilstadt Mönchengladbach am Niederrhein produzieren. „Wir produzieren wieder in Deutschland, weil wir nachhaltiger werden wollen. Bei nachhaltigen Jeans sind wir einer der Marktführer“, sagt Kommunikationschefin Betty Kieß. Der Testbetrieb mit 80 Näherinnen habe bereits begonnen.
Im ersten Jahr will C&A in der „Factory for Innovation in Textiles” (FIT) 400.000 Jeans produzieren, danach jährlich 800.000 – CO2-neutral und digital. Um die hohen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, arbeitet das Unternehmen nach eigenen Angaben mit der Hochschule Niederrhein, der Textilakademie NRW, der RWTH Aachen und Start-Up-Unternehmen zusammen.
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Zur Produktion einer Jeans kommen in der Regel 50 bis 60 Liter zum Einsatz, um den Stoff zu waschen. „In Mönchengladbach wollen wir deutlich unter zehn Liter kommen“, kündigt Kieß an. „Damit will C&A einen Branchenstandard schaffen, so wie wir einst den Bikini und den Minirock auf den Markt gebracht haben.“
Mit der Produktion in Deutschland will sich die Modekette aber auch unabhängiger von Textilfabriken vor allem in Asien machen. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie sind die Lieferketten aktuell aus den Fugen geraten. „Durchschnittlich kommt es zu acht Tagen Verzögerung“, sagt die C&A-Sprecherin. „Wir sind aber zuversichtlich, dass im Weihnachtsgeschäft genügend Ware da sein wird.“