Düsseldorf. . 98 Prozent der deutschen Verbraucher kennen die Marke C&A. Über eine Million Kunden kommen täglich in die knapp 500 Filialen. Die Modekette feiert ihren 100. Geburtstag in Deutschland und will hierzulande weiter wachsen.
Just 100 Jahre nach Eröffnung der ersten C&A-Filiale in Berlin überholt der Textilist H&M das Familienunternehmen beim Umsatz. Davon lässt sich C&A aber nicht beirren. Die Düsseldorfer haben in 100 Jahren schon ganz andere Tiefschläge weggesteckt und wollen weiter wachsen.
„Im Modegeschäft weiß man nie, was kommt“, sagt C&A-Kommunikationschef Thorsten Rolfes. Bei warmem Wetter im Herbst und Winter gehen die Kunden lieber spazieren als zum Einkauf. Und mit neuen Formaten wie eben H&M, Primark oder Hollister wächst die Konkurrenz. Auch wenn der textile Kuchen nicht mehr stark wächst, will C&A sein Tempo nicht drosseln. Seit 2000, als die Modekette mit roten Zahlen einen Restrukturierungsprozess einleitete, wuchs die Zahl der deutschen Filialen von damals 186 auf heute knapp 500. „Wir sehen noch deutliches Potenzial in Deutschland. Auch das Ruhrgebiet ist für uns sehr wichtig“, so Rolfes.
In Kleve eröffnet der Textilist in diesem Herbst, in die Mülheimer Innenstadt ist er zurückgekehrt. Oberhausen-City hat C&A verlassen, dafür aber im Stadtteil Sterkrade eine Filiale bezogen. In der wachsenden Wettbewerbslandschaft haben sich die Düsseldorfer als „Familienformat“ etabliert, das mit Eigenmarken alle Altersgruppen in den Preislagen von günstig bis gehoben anzieht. Bei Kindermode hat C&A einen Marktanteil von 20 Prozent, auf dem gesamten deutschen Textilmarkt immerhin 9,2 Prozent. Damit belegt der Konzern mit einem nationalen Umsatz von drei Milliarden Euro den dritten Rang hinter H&M (3,2 Milliarden Euro) und Otto (4,2 Milliarden).
Keimzelle des Konzerns
liegt in Westfalen
Mode und Filialkonzepte unterlagen in den letzten 100 Jahren einem stetigen Wandel. C&A aber blieb fest in Familienhand. In sechster Generation führen Bart Brenninkmeijer das Deutschland- und Martijn Brenninkmeijer das Europa-Geschäft. Sie leben zurückgezogen und meiden die Öffentlichkeit. In der Konzern- zentrale am Flughafen sind sie aber stets präsent.
Es war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Brüder Clemens und August Brenninkmeijer aus der westfälischen Gemeinde Mettingen zu regelmäßigen Touren aufbrachen, um im wohlhabenden niederländischen Friesland ihre in der Heimat gefertigten Stoffe zu verkaufen. Sie setzten die Tradition der Familie fort, die seit dem 18. Jahrhundert als Tüötten auf Wanderschaft ging.
Erste deutsche Filiale in Berlin
1841 ließen sich Clemens und August Brenninkmeijer erstmals nieder und eröffneten im niederländischen Sneek ein Geschäft. Der Grundstein für das Modeimperium C&A war gelegt. Der erste Laden, der diesen Namen aus den Initialen der beiden Brüder trug, ging 1860 – wiederum in Sneek – an den Start. Die Expansion bewegte sich zunächst innerhalb der Niederlande. Die erste ausländische Filiale war vor 100 Jahren Berlin. Rasch fand C&A auch den Weg an Rhein und Ruhr: Essen 1914, Düsseldorf 1926, Dortmund 1929, Duisburg 1930.
Das einfache Konzept sollte sich im Laufe der Zeit als zeitlos erweisen. Ein Grundsatz der Brenninkmeijers damals lautete: „Sollen die anderen ruhig die Kunden bedienen, die mit dem Wagen vorfahren. Wir werden die große Masse einkleiden, die zu Fuß oder mit der Straßenbahn kommt.“ Nach diesem Prinzip gehörte C&A zu den ersten Textilisten, der Konfektionsbekleidung mit einem einheitlichen Standard-Größensystem anbot, ein Umtauschrecht einräumte und 1950 Selbstbedienungsregale für Herrenhemden einführte.
Minirock wurde zum Massenphänomen
C&A setzte aber auch Trends: In den 1960er-Jahren machten die Brenninkmeijers den Minirock zum Massenphänomen in ganz Westeuropa und das Palomino-Pferd wurde zu einer der bekanntesten Markenfiguren der Kinder- und Jugendmode.
Laut einer Umfrage kennen 98 Prozent der deutschen Verbraucher die Marke C&A. In den deutschen Filialen zählt die Modekette täglich über eine Million Besucher. In Europa sind es insgesamt zwei Millionen.