Essen. Bei der Online-Hauptversammlung berichtet Evonik-Chef Kullmann, wie sich der Konzern in der Corona-Krise schlägt – und wie Evonik beim BVB spart.

Das BVB-Sponsoring läuft bei der ersten virtuellen Hauptversammlung von Evonik unter der Rubrik „Sonstiges“. Geht es zunächst um Fragen nach dem Aktienkurs oder der Strategie, äußert sich Vorstandschef Christian Kullmann schließlich auch dazu, warum Evonik künftig bei Borussia Dortmund auf die Trikot-Werbung in der Fußball-Bundesliga verzichten werde. Auf nationaler Ebene habe das Unternehmen mit einem Bekanntheitsgrad von bundesweit 70 Prozent die angestrebten Kommunikationsziele erreicht, sagt Kullmann. Effizienter sei es daher, sich beim Sponsoring auf die internationalen Wettbewerbe und den DFB-Pokal zu beschränken. Die Lizenzsumme von 16 Millionen Euro, die Evonik derzeit zu zahlen habe, werde sich damit in etwa halbieren.

Auch bei der Hauptversammlung kann Evonik in diesem Jahr Kosten sparen. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es nicht wie sonst in der Essener Grugahalle ein Aktionärstreffen, sondern lediglich eine Online-Übertragung des Evonik-Vorstands mit Aufsichtsratschef Bernd Tönjes. Das war mit rund 700.000 Euro rund eine Million Euro günstiger als im Vorjahr.

Evonik-Chef Kullmann zeichnet bei dieser Gelegenheit das Bild eines Unternehmens, das sich robust in der Corona-Krise behauptet, aber durchaus auch Auswirkungen der Pandemie zu spüren bekommt. Bereits im Mai hat Kullmann die Gewinnziele des Konzerns mit seinen weltweit rund 32.000 Beschäftigten leicht nach unten korrigiert. Der Chemiekonzern profitiert indes davon, dass sich die Abhängigkeit von der in Mitleidenschaft gezogenen Autoindustrie in Grenzen hält. Besser läuft es für Evonik im Geschäft mit der Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsindustrie.

„Auf eine zweite Welle sind wir vorbereitet“

Für einen möglichen Anstieg der Infektionszahlen zeigt sich Evonik gewappnet. „Auf eine zweite Welle sind wir vorbereitet“, sagt Harald Schwager, der stellvertretende Vorstandschef. Evonik habe Vorkehrungen getroffen, um Infektionsketten zu vermeiden und die Rohstoffversorgung sowie die Lieferbeziehungen zu den Kunden intakt zu halten. Mit dem großen Produktionsstandort in Marl und der Konzernzentrale in Essen gehört Evonik zu den großen Arbeitgebern in NRW.

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Auch auf die Frage, ob Evonik die Chance habe, in den Deutschen Aktienindex (Dax) aufzusteigen, geht Vorstandschef Kullmann während der virtuellen Hauptversammlung ein. Eine wichtige Rolle spielt dabei, wie breit gestreut die Aktien des Unternehmens sind. Mit der Essener RAG-Stiftung gibt es derzeit eine Aktionärin, die über eine deutliche Mehrheit der Anteile verfügt. In den vergangenen Monaten hat die Stiftung ihren Anteil an Evonik spürbar reduziert. Kullmann sagt, es sei Sache der Stiftung, „ob und wann“ diese weitere Aktien verkaufe. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt die RAG-Stiftung lediglich: „Evonik ist und bleibt ein wesentlicher Bestandteil unseres Portfolios. Wir wollen auch künftig ein signifikanter Anteilseigener von Evonik bleiben.“

10.000 Beschäftigte kaufen Evonik-Aktien

In beträchtlicher Zahl gehören auch Beschäftigte zu den Aktionären von Evonik. Mittlerweile zählt der Konzern rund 16.600 Mitarbeiteraktionäre. Allein im Frühjahr haben sich Unternehmensangaben zufolge rund 10.000 Beschäftigte in Deutschland, in den USA sowie in Belgien und Singapur an einem Mitarbeiter-Aktienprogramm beteiligt. In Zeiten niedriger Zinsen profitieren die Beschäftigten von einem Zuschuss des Konzerns beim Aktienerwerb und einer Dividendenrendite von mehr als vier Prozent.

https://www.waz.de/wirtschaft/evonik-chef-kullmann-keine-heiligen-kuehe-im-konzern-id228616235.html Privat investierte auch Kullmann erneut in Evonik-Aktien. Im August kaufte er bei einem Kurs von 24,97 Euro für knapp 201.000 Euro Aktien des Chemiekonzerns. Zum Vergleich: Beim Börsenstart im Frühjahr 2013 lag der Ausgabekurs bei 33 Euro. Kullmann räumt bei der Hauptversammlung ein, er sei mit dem Aktienkurs „nicht zufrieden“.