Essen. Evonik-Chef Kullmann dämpft angesichts der Corona-Krise die Gewinnerwartungen des Revierkonzerns. Einen neuen Zeitplan gibt es für die Dividende.

Die Corona-Krise belastet die Bilanz des Essener Chemiekonzerns Evonik. Bei der Vorlage der aktuellen Quartalszahlen dämpfte Vorstandschef Christian Kullmann die Gewinnerwartungen.

Für das Gesamtjahr 2020 rechnet das Unternehmen nun nicht mehr mit einem stabilen Umsatz, sondern mit einem Rückgang auf einen Wert zwischen 11,5 Milliarden und 13 Milliarden Euro. Beim Gewinn (bereinigtes Ebitda) erwartet Evonik angesichts der Corona-Krise eine Summe zwischen 1,7 Milliarden und 2,1 Milliarden Euro (statt bislang zwischen zwei und 2,3 Milliarden Euro).

Die Geschäftsentwicklung des ersten Quartals sei von den Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinträchtigt worden, heißt es im Zwischenbericht. Evonik verzeichne eine leichte Nachfrageabschwächung insbesondere aus Asien sowie einiger Abnehmerbranchen wie der Auto- und Kraftstoffindustrie. An kleineren Produktionsstandorten habe es zudem staatlich verordnete Stillstände gegeben. „Unsere Lieferketten sind intakt und wir verfügen über ausreichende Liquidität sowie fest zugesagte nicht genutzte Kreditlinien“, betonte das Unternehmen.

Zahlung der Dividende wird aufgeteilt

In der Zwischenbilanz von Evonik sind die Geschäftszahlen für die ersten drei Monate des Jahres 2020 abgebildet. Die anfänglich in China auftretende Coronavirus-Epidemie hat sich im Verlauf des ersten Quartals weltweit ausgebreitet und wurde von der Weltgesundheitsorganisation am 11. März zur Pandemie erklärt.

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Die Hauptversammlung hat Evonik wegen der aktuellen Entwicklung auf den 31. August verschoben. Der Evonik-Vorstand hält an der Dividende in Höhe von 1,15 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2019 fest. Die Anteilseigner, darunter die Essener RAG-Stiftung als Mehrheitsaktionärin, sollen das Geld in zwei Schritten erhalten. So plant Evonik schon am 2. Juni eine Abschlagszahlung in Höhe von 0,57 Euro je Aktie. Nach einem Beschluss der Hauptversammlung Ende August sollen weitere 0,58 Euro am 3. September fließen, teilte das Unternehmen mit.

Kullmann verspricht Stabilität auch „in schwierigen Zeiten“

„Evonik steht auch in schwierigen Zeiten für Stabilität“, sagte Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann. „Wir setzen alles daran, unsere Kunden zuverlässig zu beliefern.“ Trotz der konjunkturellen Abschwächung infolge der Corona-Pandemie sei der Chemiekonzern solide ins neue Jahr gestartet. Der Konzernumsatz habe sich im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr leicht um ein Prozent auf 3,24 Milliarden Euro verringert. Der Gewinn (bereinigtes Ebitda) ging um fünf Prozent auf 513 Millionen Euro zurück.

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Insbesondere für den Standort NRW ist Evonik von Bedeutung. Mit dem Konzernsitz in Essen und dem Standort Marl, wo das Unternehmen rund 7000 Menschen beschäftigt, ist Evonik einer der großen Arbeitgeber der Region. Weltweit gehören mehr als 32.000 Beschäftigte zum Chemiekonzern, in dem Marken wie Degussa, Hüls und Goldschmidt aufgegangen sind.

Die wichtigsten Gründe für die rückläufigen Ergebnisse in der Corona-Krise seien niedrigere Mengen im Geschäft sowie geringere Verkaufspreise. Entsprechend sei die Gewinnmarge von 16,4 Prozent auf 15,8 Prozent zurückgegangen.

Stellenabbau und neue Konzernstruktur

Bei der Jahresbilanz für 2019 hatte Vorstandschef Kullmann vor wenigen Wochen eine neue Konzernstruktur vorgestellt. Künftig gibt es bei Evonik vier Divisionen. Darin sind ab dem 1. Juli die Geschäfte rund um Produkte für die Pharma-, Kosmetik- und Ernährungsindustrie („Nutrition & Care“), Werkstoffe („Smart Materials“), Additive für die industrielle Anwendung („Specialty Additives“) sowie rohstoff- und energieintensive Basischemie („Performance Materials“) gebündelt. Der Umbau der Arbeitsorganisation betrifft Unternehmensangaben zufolge rund 16.500 Mitarbeiter in Deutschland. Bereits vor einigen Monaten hatte Evonik den Abbau von 1000 Stellen angekündigt – ohne betriebsbedingte Kündigungen.

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„Unsere Anstrengungen der vergangenen drei Jahre, Kosten abzubauen und die Effizienz im Konzern zu steigern, zahlen sich nun ganz besonders aus“, erklärte Evonik-Finanzchefin Ute Wolf bei der Vorlage der Quartalsbilanz. „Wir haben eine starke Bilanz und ein ordentliches Liquiditätspolster.“