Stuttgart. Die IG Metall gibt sich in der Finanzkrise bescheiden. Die Gewerkschaft will sich mit Lohnforderungen zurückhalten. Statt über Prozente zu feilschen soll es in der nächsten Tarifrunde um Jobsicherung gehen.

Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise hat IG-Metall-Chef Berthold Huber eine zurückhaltende Lohnpolitik für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie angekündigt. «Ich sehe im Moment nicht, dass wir große Entgeltforderungen stellen werden», sagte Huber der «Stuttgarter Zeitung». Eine Krise sei «für die Gewerkschaften nie der Fanfarenstoß für Erfolge an der Entgeltfront». Der aktuelle Tarifvertrag für die deutsche Schlüsselbranche läuft noch bis Ende April 2010.

Die IG Metall werde für die rund 3,5 Millionen Beschäftigten keine Lohnforderung im üblichen Sinne erheben. Denn mit der klassischen Formel, die sich aus Inflation und Produktivität zusammensetzt, «werden wir diesmal nicht weiterkommen», sagte Huber. «Alles in allem ist die Luft wirklich dünn.»

Die Produktivitätsentwicklung sei negativ, weil wegen der Kurzarbeit weniger produziert werde. Die Inflation liege im Gesamtdurchschnitt des Jahres bei 0,3 Prozent. Nach dem Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute sei für 2010 eine Inflationsrate von 0,6 Prozent zu erwarten. Zudem müsse ein Teil einer Lohnsteigerung zur Finanzierung der Altersteilzeit eingebracht werden.

Keine Debatte über Lohnforderungen zu erkennen

Im Vordergrund der Tarifrunde stünden vielmehr die Themen Beschäftigung, Verhinderung von betriebsbedingten Kündigungen und Übernahme von Auszubildenden. Er sei zutiefst überzeugt davon, dass dies dem Gefühl vieler Mitglieder entspreche, sagte der IG-Metall-Chef. An der Gewerkschaftsbasis sei im Moment keine zugespitzte Debatte über Lohnforderungen zu erkennen, sagte Huber.

Die IG Metall habe in der Tarifpolitik letztlich immer einen pragmatischen Kurs gefahren, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende. In der Krise 1993 bis 1995 hätten die Arbeitgeber eine Absenkung der Löhne um fünf Prozent gefordert. Am Ende habe es neben dem Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung eine schwarze Null aus Arbeitnehmersicht gegeben. (ap)