Düsseldorf. Die Wirtschaftskrise schlägt in den NRW-Betrieben der Metall- und Elektroindustrie stärker durch als Wirtschaftsdaten glauben machen. Das geht aus einer Umfrage der IG Metall unter 157 Betriebsräten hervor.
Der Bezirksleiter der Gewerkschaft, Oliver Burkhard, ist insbesondere darüber besorgt, dass der Erhebung zufolge 60 Prozent der Betriebe der Branche keine oder weniger fertige Auszubildende übernehmen wollen. In der Krise, so Burkhard, entledigten sich Unternehmen zunehmend der tarifvertraglichen Verpflichtung, die Azubis zumindest für zwölf Monate (Metall/Elektro) oder 24 Monate (Stahlindustrie) zu übernehmen.
Burkhard warnt davor, die Ausbildung wegen der „demografischen Bombe” zurückzufahren. Schon jetzt sei das Durchschnittsalter der Beschäftigten in der Metallbranche sehr hoch. Der Gewerkschafter: „Der letzte Tag der Krise ist der erste Tag des Facharbeitermangels.” Deshalb sei es alarmierend, dass laut Umfrage fast 30 Prozent der Betriebe Lehrstellen abbauen wollen.
Von Leiharbeitern getrennt
Derweil haben sich die Unternehmen bereits von rund 60 000 Leiharbeitern getrennt, darunter viele junge. In nur noch neun Prozent der Betriebe sind so viele Leiharbeiter an Bord wie vor der Krise.
Laut Burkhard werden die Arbeitnehmer für die Krise zur Kasse gebeten: Jede dritte Firma will vom bestehenden Tarifvertrag abweichen. Im Fahrzeugbau sind es sogar 55,6 Prozent. Die Umfrage belegt auch, dass die Beschäftigten etwa auf Urlaubsgeld verzichten müssen, weil Banken dem Unternehmen den Kredithahn zugedreht haben.
Die Folge: Für 44 Prozent ist nach Einschätzung der Betriebsräte eine Verlagerung der Produktion ins Ausland ein Thema. Und das, obwohl nach IG-Metall-Erkenntnissen ein „nennenswerter Teil” der Abwanderer schon wieder nach NRW zurückkehre. 56 Prozent haben Investitionen verschoben, zehn Prozent ganz gestrichen.