Essen. Während sich die IG Metall in Sachen Lohnerhöhung zurückhaltend gibt, fordert die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten höhere Löhne. Verzicht sei in Zeiten am Rande der Inflation der falsche Weg, so Verdi-Chef Bsirske.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will trotz der Wirtschaftskrise Lohnerhöhungen durchsetzen. „Lohnverzicht ist in einer Zeit, in der wir uns am Rande einer Deflation bewegen, der falsche Weg", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske der WAZ-Mediengruppe. „Zudem gibt es auch Branchen wie den Energiebereich, die gute Gewinne machen. Für uns bleibt der Ausgleich von Preissteigerung und Produktionszuwachs der Maßstab."
Bsirske widersprach damit indirekt IG Metall-Chef Berthold Huber. Mit der klassischen Formel für Tarifverhandlungen, die sich aus Inflation und Produktivität zusammensetze, werde man diesmal nicht weiterkommen, hatte Huber gesagt. Die IG Metall plane keine Lohnforderungen im üblichen Sinn, sondern werde die Priorität auf den Erhalt von Arbeitsplätzen legen. Die nächste Tarifrunde in der Branche steht zu Beginn des kommenden Jahres an. Der nordrhein-westfälische IG Metall Oliver Burkhard sagte, es gehe „sehr stark um passgenaue Job-Pakete". „Natürlich werden wir dabei auch über Geld sprechen, schließlich zahlen die Beschäftigten heute schon für die Krise", fügte er hinzu.
Erhalt von Jobs im Vordergrund
Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) will den Erhalt von Jobs in den Vordergrund rücken. Die Lage in den Branchen sei sehr unterschiedlich, erklärte Peter Hausmann, Mitglied des geschäftsführenden IG BCE-Hauptvorstands. „Es gibt Betriebe, denen es schon wieder gut geht, andere stecken noch in großen Schwierigkeiten", sagte Hausmann.
Die Arbeitgeber begrüßen die Äußerungen von IG-Metall-Chef Berthold Huber, im kommenden Jahr eine zurückhaltende Lohnpolitik zu verfolgen. «Aus den Äußerungen von Herrn Huber spricht ein bemerkenswerter Realismus», sagte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, der Zeitung «Die Welt» (Dienstagausgabe) laut Vorabbericht. «In der Tat ermöglicht die derzeitige wirtschaftliche Situation in weiten Bereichen der deutschen Wirtschaft und insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie kaum Verteilungsspielräume.» Huber hatte gesagt, er sehe im Moment nicht, dass die IG Metall große Entgeltforderungen stellen werde. Die Luft für Tariferhöhungen sei dünn.
Hundt sagte, nach wie vor kämpften viele Unternehmen um ihre Existenz. Es sei deshalb derzeit zu früh, bereits Forderungen und Prognosen für 2010 zu stellen. Er sei aber überzeugt, dass die Tarifpartner in allen Branchen Wege finden werden, um in größtmöglichem Umfang Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern sowie Weiterbildung zu ermöglichen. (mit Material von ddp)