Duisburg. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat den Schuldigen in der Opel-Hängepartie ausgemacht: Wirtschaftsminister zu Guttenberg habe den Poker um den Autobauer unnötig offengelassen, kritisiert er. Unterdessen könnte Fiat wieder in den Bieterkampf um Opel einsteigen.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wegen seiner Verhandlungstaktik beim Opel-Verkauf kritisiert. Dudenhöffer sagte am Mittwoch im Hessischen Rundfunk: «Zu Guttenberg hat aus Gutgläubigkeit, vielleicht auch aus Naivität weiterverhandelt. Er hat einfach nicht die Erfahrung, wann die Verhandlungen an einem Punkt sind, wo sie abgeschlossen werden müssen.»
Dudenhöffer wies auf den Verhandlungsstand Ende Mai hin. Damals habe General Motors unbedingt Geld gebraucht, die Insolvenz habe kurz bevorgestanden. Zu diesem Zeitpunkt habe die Bundesregierung die Chance gehabt, den US-Autokonzern dazu zu bringen, seine Tochter Opel an den Wunsch-Kandidaten Magna zu verkaufen, sagte Dudenhöffer weiter.
Deutsche Seite war zu zögerlich
Stattdessen habe aber zu Guttenberg das Rennen weiter offengelassen und auf andere Bieter verwiesen, wie etwa den chinesischen Autobauer BAIC. «Wir Deutschen haben verzögert und den Amerikanern dann die Chance gegeben, nach der Insolvenz die Verzögerungstaktik sehr geschickt weiterzuführen. Wir hätten die Magna-Lösung schon längst haben können», sagte Dudenhöffer.
Kritik an der Verhandlungstaktik hatten auch die Grünen geäußert: Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn warf der Bundesregierung vor, der deutschen Öffentlichkeit eine Einigung vorgeheuchelt zu haben, die keine gewesen sei. Jetzt befinde sich die Bundesregierung «in einer strategisch schlechten Lage, weil sie anders als die US-Regierung eine Teilverstaatlichung scheut wie der Teufel das Weihwasser», betonte Kuhn. Diese Teilverstaatlichung sei vorübergehend notwendig, um bei dem Autobauer mitbestimmen zu können.
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) verteidigte indes Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen die Kritik. «In diesen Tagen ringen Bund und Länder gemeinsam und solidarisch mit den Opelanern und den Gewerkschaften um die Zukunft des Unternehmens. Ich warne die Grünen und andere davor, Bundeskanzlerin Angela Merkel jetzt in den Rücken zu fallen», sagte Rüttgers.
Merkel drängt weiter auf Magna-Lösung
Merkel (CDU) betonte nochmals an die Adresse von GM, dass bei einem Verbleib von Opel beim Mutterkonzern General Motors keine deutschen Steuergelder fließen würden. «Was in Europa finanziert wird, muss auch in Europa bleiben», sagte Merkel dem Nachrichtensender N24. Ein Verbleib von Opel beim Mutterkonzern sei der Bundesregierung von GM auch noch nie vorgeschlagen worden.
Nach AFP-Informationen dringt ein Teil des GM-Verwaltungsrates darauf, Opel bei General Motors zu behalten und den Autobauer dort zu sanieren. Die Bundesregierung dringt auf einen Verkauf an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna.
Unterdessen könnte der italienische Fiat-Konzern wieder in das Rennen um Opel einsteigen. Das Unternehmen prüfe einen neuen Anlauf, für das Europageschäft von General Motors zu bieten, berichtete die italienische Tageszeitung «La Repubblica» unter Berufung auf Unternehmenskreise. Das Fiat-Management habe keinen Schlussstrich unter diese Pläne gezogen. Da die konkurrierenden Gebote für Opel nun kaum noch realisierbar schienen, erwäge das Unternehmen einen zweiten Versuch. Fiat war Ende Mai aus dem Rennen um Opel ausgestiegen, als die Bundesregierung sich stärker Magna zugeneigt hatte. (ddp/ap/afp)