Mülheim. . Sollte die Fusion der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann mit Edeka scheitern, will Tengelmann die Konsequenzen ziehen. Keine Verhandlungen mit Rewe.

Es ist der Kampf zweier mächtiger deutscher Einzelhändler, die sich nicht mögen und die sich nicht viel zu sagen haben. Seine Botschaften teilt Rewe-Chef Alain Caparros seinem Rivalen Karl-Erivan Haub aus Mülheim deshalb per ganzseitiger Zeitungsanzeige mit. Sie trägt nicht nur die Unterschriften des gesamten Rewe-Vorstands, sondern auch des Betriebsratsvorsitzenden.

"Es muss endlich Schluss sein mit diesem falschen Spiel auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kaiser's Tengelmann!", schreibt Caparros. Er lädt Haub zu Verhandlungen mit Rewe, der „besseren Alternative“ ein. Die Ankündigungen des Wunschpartners Edeka, Arbeitsplätze und Filialen zu erhalten, sei „schwammig und fragwürdig“, kritisiert der Rewe-Boss. Damit schließt sich Caparros der Wortwahl von Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger an, die vor der Übernahme durch Edeka warnt und im Aufsichtsrat von Rewe sitzt.

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Kartellamt hat auch Vorbehalte gegen Rewe

Was Caparros verschweigt: Das Bundeskartellamt würde auch Rewe nicht gestatten, alle 451 Kaiser’s Tengelmann-Filialen zu übernehmen, weil auch diese Fusion den Wettbewerb in Deutschland einschränke. Die Einschätzung von Wernhard Möschel, ehemaliger Vorsitzender der Monopolkommission, wird Rewe wohl auch nicht ans Ziel bringen. In der Anzeige wird Möschel mit der Aussage zitiert, die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Rewe wäre gar „eine Stärkung des Wettbewerbs im deutschen Lebensmittelhandel“.

Haub nennt die Rewe-Strategie schlichtweg „unseriös“ und lehnt Verhandlungen mit dem Konzern ab. „Es würde nichts bringen“, sagt er am Donnerstag in Mülheim. Stattdessen äußert sich der Tengelmann-Chef erstmals ausführlich zu seinem Plan B, der greifen soll, wenn auch der angerufene Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Allianz zwischen Edeka und Kaiser’s Tengelmann nicht ermöglichen sollte.

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40 Millionen Euro Verlust im Jahr 2014

Einen weiteren langwierigen Rechtsstreit will das Handelshaus nicht riskieren. Zumal der Umsatz der Supermarktsparte im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 1,86 Milliarden Euro eingebrochen war. Auf 40 Millionen Euro beziffert Finanzchef Alfried Bührdel den Verlust. Für 2015 erwartet das Unternehmen noch höhere Einbrüche – auch, weil Kaiser’s Tengelmann zu immer höheren Preise Ware einkaufen müsse, die Lieferenten verlangten.

Der Konzernchef zeichnet ein düsteres Szenario, das ohne Ministererlaubnis ab Herbst drohen und bis Ende 2016 Wirklichkeit werden könnte. Er geht davon aus, dass 140 bis 150 seiner 451 Supermärkte an Edeka und Rewe verkauft werden könnten. „Für den Rest gibt es niemand mehr“, unkt Haub. Allenfalls Discounter, Textilisten und 1-Euro-Läden würden sich für die Ladenlokale interessieren. „Die übernehmen aber nicht unsere Mitarbeiter“, meint Haub.

Kosten: dreistelliger Millionenbetrag

Deshalb geht er davon aus, dass rund 8500 Beschäftigte „ohne Not“ ihre Stellen verlieren könnten. Die Zerschlagung der Supermarkt-Tochter werde das Familienunternehmen teuer zu stehen kommen. Für Abfindungen, weiterlaufende Mieten und sonstige Abwicklungskosten plant Tengelmann mit einem „höherem dreistelligen Millionen-Betrag“. Haub: „Das Geld habe ich nicht auf dem Konto liegen. Wir werden einen Unternehmensteil anfassen müssen.“ Das soll wohl heißen, dass die Unternehmensgruppe eine ihrer Firmen oder Beteiligungen zu Geld machen muss.