Mülheim. . Um die 451 zum Verkauf stehenden Kaiser’s Tengelmann-Supermärkte ist ein erbitterter Machtkampf unter den Handelsgiganten Rewe und Edeka entbrannt.
Der geplante Verkauf der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann hat sich zu einem Machtkampf entwickelt: Marktführer Edeka hofft auf die Übernahme-Erlaubnis durch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Der Rivale Rewe versucht mit ganzseitigen Anzeigen in Tageszeitungen, die Fusion zu torpedieren.
In der Anzeige warnt Rewe-Chef Alain Caparros davor, dass die mögliche weitere Stärkung von Edeka „zulasten des Wettbewerbs, der Kunden und der Lieferanten“ gehen werde. Caparros macht den 16.000 Kaiser’s Tengelmann-Beschäftigten weitgehende Zugeständnisse, sollte Rewe bei der Übernahme doch noch zum Zuge kommen. Edeka-Boss Markus Mosa seinerseits verspricht eine Arbeitsplatz-Garantie und stellt die Schaffung von bis zu 2100 zusätzlichen Stellen in Aussicht. Tengelmann und Edeka hatten sich im Oktober 2014 auf einen Verkauf der Mülheimer Supermarktkette verständigt. Das Bundeskartellamt untersagte die Übernahme im April.
Tengelmann-Chef Haub schließt Verhandlungen mit Rewe aus
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Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub reagierte am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanzzahlen mit einer Gegenoffensive auf die Anzeige. „Das ist unseriös. Da wird etwas behauptet, was nicht stimmt“, sagte Haub. Rewe-Chef Caparros erwecke den Eindruck, dass er als alternativer Bieter für Kaiser’s Tengelmann zur Verfügung stehe. Das Kartellamt hatte aber betont, dass auch Rewe als zweitgrößter deutscher Lebensmittelhändler Kaiser’s Tengelmann nicht in Gänze übernehmen könne.
Sollte Wirtschaftsminister Gabriel Ende August die Fusion Kaiser’s Tengelmann/Edeka ablehnen, schließt Haub Verhandlungen mit Rewe aus. Auch eine Beschwerde gegen den Ministerentscheid will der Tengelmann-Chef nicht einlegen. Stattdessen kündigt Haub eine Zerschlagung der Supermarktkette an.
140 bis 170 Filialen kann nach Angaben des Kartellamts die Edeka übernehmen. Für alle anderen Märkte müssten andere Käufer gesucht werden. Der Tengelmann-Chef geht davon aus, dass im Falle der Zerschlagung 8500 Beschäftigte ihre Stellen verlieren werden. Besonders betroffen sein werde NRW, weil Kaiser’s Tengelmann hier besonders schlechte Geschäfte mache. Laut Finanzchef Alfried Bührdel haben die Supermärkte in den vergangenen 15 Jahren mehr als eine halbe Milliarde Euro Verlust eingefahren, den die Familie Haub ausgeglichen habe.