Essen. . Parallel zu den Filialschließungen plant der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl weitreichende Veränderungen in den bestehenden Warenhäusern.

Es ist selten, dass sich Karstadt-Chef Stephan Fanderl öffentlich zu Wort meldet. Doch vor Mitarbeitern der Warenhauskette zeigte sich Fanderl kürzlich betont emotional. „In 134 Jahren haben wir zwei Weltkriege, zwei Börsencrashs und drei Währungsreformen überlebt. Egal, was da draußen passierte, wir waren unverwüstlich“, sagte Fanderl mit Blick auf die lange Karstadt-Tradition. „Selbst die Insolvenz vor fünf Jahren hat uns nicht umgebracht. Wir sind immer noch da“, fügte er hinzu. „Was sagt uns das? Der gesunde Kern von Karstadt ist verdammt stark.“ Fanderl verbreitet Aufbruchstimmung – trotz der geplanten Filialschließungen.

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Aus einer internen Mitschrift geht hervor, wie sich der Karstadt-Chef in Essen bei der ersten Führungskräftekonferenz des Unternehmens seit eineinhalb Jahren geäußert hat. Der Manager, der seit etwas mehr als einem halben Jahr an der Spitze der Geschäftsführung steht, demonstrierte Entschlossenheit, eine Wende im angeschlagenen Unternehmen herbeizuführen. „Ich bin nicht hier, um unentschieden zu spielen. Ich bin hier, weil ich gewinnen will“, wird Fanderl zitiert. „Ich bin hier, um zu beweisen, dass wir mit einem deutschen Warenhaus gemeinsam auf Sieg spielen können.“

Karstadt hat in den vergangenen Jahren „massiv Geld verloren“

Fanderls Auftritt, der nun öffentlich wurde, fand nur wenige Tage vor dem Beschluss zum Aus für fünf weitere Warenhäuser statt. Dass in absehbarer Zeit der Betrieb von Karstadt an den Standorten Recklinghausen, Bottrop, Dessau, Neumünster und Mönchengladbach-Rheydt enden soll, spielte in Fanderls Rede direkt offenbar noch keine Rolle. Fanderl betonte allerdings, Karstadt habe in den vergangenen Jahren „massiv Geld verloren“.

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Ausführlich widmete sich Fanderl der Frage, wie „der Weg nach vorne“ von Karstadt aussehen soll. Generell müsse Karstadt für die Kunden „immer die erste Wahl“ sein. Ein wichtiger Punkt: Die Sortimente von Karstadt sollen künftig wieder umfangreicher werden: „Sich aus immer mehr Warengruppen zurückzuziehen, ist keine Warenhaus-Antwort.“

Dabei setze Karstadt auch auf Partnerfirmen, die führend in ihrem Bereich seien. Das Lebensmittelgeschäft und die Gastronomie müsse Karstadt „auf Rendite trimmen“. Hierzu seien neue Konzepte erforderlich, die Kundenfrequenz schaffen, betonte Fanderl. Ziel sei es außerdem, den Kunden einen besseren Überblick auf den Verkaufsflächen zu ermöglichen.

Fanderl setzt auf die klassischen Kaufmannstugenden

Auch beim Verkauf von Produkten aus den Bereichen Wohnen und Freizeit müsse die Warenhauskette ihre Chancen „konsequent nutzen“. Zur Erinnerung: Fanderls Vorgänger Andrew Jennings hatte stark auf Mode gesetzt.

Fanderl ist Sohn eines Edeka-Händlers. Berufliche Stationen waren der Metro-Konzern, die Rewe-Gruppe und der US-Handelsriese Wal-Mart. Zentral seien die „klassischen Kaufmannstugenden“, betonte Fanderl gegenüber den Karstadt-Führungskräften. Hierzu zähle: „Hart, aber fair verhandeln.“ Dies sollte auch jedem Lieferanten von Karstadt bewusst sein. Außerdem: „Bescheiden sein.“ Ein guter Kaufmann müsse gut rechnen können, manchmal benötige er einen Taschenrechner, Stift und Papier, „heute vielleicht noch ein Mobiltelefon und einen Computer, aber das war’s“. Als neues Leitbild von Karstadt formulierte der Konzernchef den Satz: „Wir handeln!“

Er sei von der Stärke Karstadts überzeugt, betonte Fanderl. Zum Zeitplan sagte er: „2017 werden wir viel von dem, was ich heute gesagt habe, auf dem Platz sehen.“