Bottrop/Recklinghausen/Essen. . Karstadt will überraschend fünf weitere Kaufhäuser schließen - auch in Bottrop und Recklinghausen. Das Unternehmen vermisst Initiativen für die Innenstädte.
Während in Bottrop und Recklinghausen die angekündigte Schließung der Karstadt-Filialen beklagt wird, weist der Essener Warenhaus-Konzern den Städten eine Mitschuld zu. „Das Management hat seit langem darauf hingewiesen, wie negativ sich Genehmigungen für innerstädtische Einkaufscenter und mangelnde Initiativen zur Stärkung des Handels auf die Karstadt-Standorte auswirken“, sagte Aufsichtsratschef Wolfram Keil am Dienstag. Zuvor hatte das Kontrollgremium entschieden, fünf weitere Filialen zu schließen, darunter die Häuser in Recklinghausen und Bottrop. Sie hätten „trotz aller Bemühungen der letzten Monate keine Zukunftsperspektive“, hieß es.
Karstadt beklagt den Verlust von Kaufkraft in diesen Städten und zugleich den wachsenden Wettbewerbsdruck. In Recklinghausen etwa hatte 2014 das Einkaufscenter „Palais Vest“ in der Nähe von Karstadt geöffnet. Der Konzern vermisst „Initiativen der Städte“ oder Wirtschaftsförderer zur Verbesserung der Lage des Einzelhandels und betont, deshalb werde „ein nachhaltiger Turnaround“ seiner defizitären Häuser „unmöglich“.
185 Karstadt-Beschäftigte in Bottrop und Recklinghausen
Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche (CDU) erwiderte, in Recklinghausen hätten viele Einzelhändler in ihre Standorte investiert, „nur Karstadt hat weder den Standort aufgewertet noch auf die negativen Zahlen ausreichend reagiert“. In Recklinghausen will Karstadt Ende Juni 2016 schließen, in Bottrop Ende März 2016.
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Bottrops OB Bernd Tischler (SPD) sprach von einem „schweren Schlag für die Innenstadt“. Auf die Vorwürfe des Unternehmens reagierte er mit Unverständnis. Vielmehr habe Karstadt unlängst noch mit der Stadtverwaltung Modernisierungsmöglichkeiten besprochen. Dabei sei der Eindruck vermittelt worden, der Standort entwickle sich positiv. In Bottrop verlieren mehr als 85, in Recklinghausen 100 Beschäftigte ihren Job.
Verdi kritisierte, Karstadt schaffe „zu Lasten der Beschäftigten, der Kunden und der Einkaufskultur in den Innenstädten einseitig Fakten“, wie Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger sagte. Sie warf dem Karstadt-Eigentümer René Benko vor, es gehe ihm nur um „die Verwertung der Immobilien“, am Warenhausgeschäft zeige er kein „wirkliches Interesse“. Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt sprach vom Verlust des Vertrauens in die Karstadt-Führung.