Berlin. War der Generalinspekteur der Bundeswehr bei seiner Bewertung des tragischen Luftangriffs im afghanischen Kundus nicht nur vorschnell, sondern auch parteiisch?
General Wolfgang Scheiderhans Aussage, wonach der vom deutschen Oberst Georg Klein angeordnete Kampfjet-Angriff auf zwei Tanklastzüge laut Nato-Bericht „militärisch angemessen” gewesen sei, wird zunehmend in Zweifel gezogen.
Laut „Spiegel” enthält der als geheim eingestufte Untersuchungsbericht über die Ereignisse belastende Hinweise. Oberst Klein habe Vorgaben für die Anordnung eines solchen Angriffs missachtet. Beispiel: Es gab dort keine eigenen Truppen, die von Feinden bedroht wurden.
Das Verteidigungsministerium wollte sich dazu am Wochenende nicht äußern. Derzeit werde der Bericht ins Deutsche übersetzt. Danach dürfen die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen das Material einsehen. Verteidigungsminister zu Guttenberg hatte bereits angekündigt, dass nach Auswertung des Bericht „wo nötig” Konsequenzen gezogen würden. Oberst Klein, derzeit wieder in Sachsen tätig, muss mit staatsanwaltlichen Ermittlungen rechnen. Deutsche Regierungsstellen sollen die Nato gedrängt haben, Klein in dem Bericht nicht zu belasten.