Essen. Papst Benedikt steht vor der – mit Abstand – schwierigsten Aufgabe seines bisherigen Pontifikats. Er tritt am Freitag eine Reise in den Nahen Osten an, die ihn nach Jordanien und nach Israel führen wird - in einer Zeit, in der das katholisch-jüdische Verhältnis beschädigt ist.

Benedikt hat erklärt, er komme „als Pilger” ins Heilige Land. Doch diese Reise ist alles andere als eine fromme Pilgerreise. Es ist ein überaus politischer Besuch.

Der Schatten von Pius XII.

Er tritt die Reise an in einer Zeit, in der das katholisch-jüdische Verhältnis beschädigt ist. Die Aufhebung der Exkommunikation von vier traditionalistischen Bischöfen der Pius-Bruderschaft, von denen einer den Holocaust leugnet, hat die ohnehin noch junge Beziehung strapaziert. Auch wenn Benedikts Haltung zum Holocaust immer über jeden Zweifel erhaben war – dies hat dem Heiligen Stuhl geschadet.

Wie ein Schatten liegt auch die Absicht Roms auf dieser Reise, den umstrittenen Papst Pius XII. (1939-58) selig sprechen zu wollen. Pius XII. wird sein Schweigen zur Judenvernichtung der Nazis vorgeworfen.

Streit um Missionierung für Juden

Schwer wiegt auch eine Entscheidung Benedikts im katholisch-jüdischen Verhältnis: Die Wiederzulassung der Karfreitagsfürbitte in der lateinischen tridentinischen Messe. Juden sehen darin die Aufforderung zur Juden-Mission. In der Kirche wird seither kontrovers darüber diskutiert, ob es überhaupt eine Missionierung für Juden geben solle. Sie selbst jedoch haben Benedikt das Karfreitagsgebet nicht verziehen.

Hohe Erwartungen setzen aber auch Muslime in den Besuch. Er hatte sie 2006 mit seiner Regensburger Rede verprellt. Der Papst wollte über den Zusammenhang zwischen Glaube und Vernunft sprechen, doch Muslime fühlten sich verunglimpft. Auch wenn der Vatikan den Dialog mit ihnen heute auf höchster Ebene beispielgebend betreibt, hegen sie noch Vorbehalte.

Es wird keine fromme Pilgerreise

Aber auch auf der weltlichen Ebene gibt es genug Zündstoff. Der Konflikt mit den Palästinensern, der Gaza-Konflikt, Spannungen mit dem Iran, die neue Regierung in Israel. Zu allem Überfluss wird Benedikt bei jedem Schritt an seinem Vorgänger Johannes Paul II. gemessen, der 2000 an der Klagemauer in Jerusalem seine historische Bitte um Vergebung für das Leid an den Juden aussprach.

Es wird für Benedikt fürwahr keine fromme Pilgerreise. Er geht einen Weg, der mit Stolpersteinen gepflastert ist. Gelänge es ihm, auch nur einige ganz wenige davon auszuräumen, er hätte schon Gewaltiges vollbracht.

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