Essen. Eine Steuerentlastung für Kleinbetriebe, weniger Fraktionszwang und eine Änderung bei der Erbschaftssteuer - die Wünsche der Unternehmer für die Zeit nach der Bundestagswahl sind vielfältig. Die WAZ-Mediengruppe hat fünf Unternehmer nach ihrer Meinung gefragt.
Die Apothekerin
Inga Utermann, Apothekerin aus Hagen: „Ich wünsche mir ein handlungsfähigere Bundesregierung, die den Mittelstand stärkt und absichert. Im Gesundheitswesen dürfen die Sparzwänge nicht mehr über das Wohl der Patienten gehen. Die Regierung sollte die Rabattverträge für Arzneien überdenken. Es muss aufhören, dass alte Herrschaften total verwirrt werden, weil wir Apotheker ihnen statt ihrer gewohnten Medikamente plötzlich Ersatzpräparate anderer Hersteller geben müssen.”
Der Gartenbauer
Uwe Markendorf, Gartenbauer aus Hattingen: „Wir erwarten, dass die Regierung weiter Einfluß nimmt auf die Geschäftsvorhaben der Banken, so dass durch Gesetze und Kontrollen eine solche Krise nicht mehr entsteht. Wichtig wäre eine weitere Steuerentlastung für Kleinbetriebe. Zudem sollte die Regierung ihre Familienpolitik überdenken. Wir stehen immer mehr vor dem Problem, dass wir keine Fachkräfte einstellen können. Oft scheitert die Einstellung daran, dass sie keine Kindergartenplätze bekommen.
Der Einkaufsmarktbetreiber
Heinz-Wilhelm Paschmann bezeichnet sich als „typischen FDP-Wähler”. Der zu Ende gehende Bundestagswahlkampf behagte dem Lebensmittelhändler aber gar nicht. „Wir können es uns nicht leisten, die Steuern zu senken”, sagt er und hält stattdessen Reformen für dringend erforderlich. So sei es „völlig falsch”, auch Mietzahlungen auf die Gewerbesteuer anzurechnen. Und Paschmann geißelt die Neuregelung der Erbschaftssteuer. „Viele Unternehmensnachfolger müssen Insolvenz anmelden, weil sie Kredite aufnehmen müssen, um die 33 Prozent Erbschaftssteuer zu bezahlen. Der Staat ist zu gierig.” Heinz-Wilhelm Paschmann betreibt zehn Edeka-Märkte in Mülheim, Duisburg, Oberhausen, Moers und Düsseldorf.
Der Buchbinder
Buchbinder Bodo Brings vom gleichnamigen, 1955 gegründeten Familienbetrieb in Mülheim: „Es wird im Bund wie in den Kommunen zuviel Geld mit zuwenig Gedanken ausgegeben, das müsste sich ändern. Die Bundesregierung sollte im Zweifelsfall kleinere Brötchen backen, denn man muss sich eingestehen, dass das Geld nicht da ist. Aber das Problem liegt nicht in den Einnahmen, sondern in den Ausgaben. Und ich wünsche mir unter der neuen Regierung weniger Fraktionszwang. Ich war mir noch nie so unsicher wie dieses Mal, wenn ich wählen soll. meine Erwartung lautet: Entweder zahle ich am Ende als Selbstständiger, oder als Konsument."
Die Friseurin
Bärbel Beckers, Inhaberin des Friseursalons „Kamm und Schere” in Duisburg: „Unser Gewerbe kämpft schon lange für die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent für Friseurdienstleistungen. Selbstverständlich bekommen wir zu spüren, dass die Leute nicht mehr so viel Geld zur Verfügung haben wie früher. Durch die Mehrwertsteuersenkung würde das Geschäft angekurbelt, es würden wieder mehr Kunden in die Salons kommen und Arbeitsplätze geschaffen. In den Niederlanden wurde die Mehrwertsteuer ja bereits gesenkt – mit Erfolg. Die Beschäftigung ist dort um 15 Prozent gewachsen.”