Berlin. „Es ist nie gut, wenn eine Partei von einer Führungsfigur abhängig ist.” Der Satz stammt aus einem Interview mit Oskar Lafontaine, dem Chef der Linkspartei. Er könnte am Samstag auf dem Parteitag in der Berliner Max Schmeling-Halle auf ihn selbst zurückfallen.
Wenn der Saarländer Oskar Lafontaine beim Bundesparteitag die mit Spannung erwartete Rede beendet hat, wird man erspüren können, wie tief die Gräben innerhalb der Linken sind – und ob Lafontaine noch zugetraut wird, tragfähige Brücken zu bauen. Nach gutem Start vor zwei Jahren, verbunden mit dem Einzug in mehrere Landtage, hat die Linke zuletzt etliche Rückschläge einstecken müssen. Weder aus der Finanzkrise, noch aus der Dauermüdigkeit der SPD konnte sie veritablen Nutzen ziehen.
Negative Schlüsselrolle für Lafontaine
Bei der Europawahl blieb die Linkspartei mit 7,5 Prozent klar hinter der Zielmarke von mindestens zehn Prozent. Dazu häufen sich Querelen, die für die Zerrissenheit zwischen den Lagern stehen. Pragmatiker und altkommunistisch orientierte Radikale werfen sich gegenseitig vor, ihre Kämpfe um die Theorie-Oberhoheit auf dem Rücken von Geringverdienern, Rentnern und Arbeitslosen auszutragen.
Eine negative Schlüsselrolle wird dabei Lafontaine zugeschrieben. Stellvertretend für seine Kritiker warf ihm der Parteivordenker André Brie vor, „Andersdenkende auszugrenzen und abzustrafen”. Hintergrund waren Austritte prominenter Abgeordneter wie die des Berliner Parlamentariers Carl Wechselberg, der Europa-Abgeordneten Sylvia-Yvonne Kaufmann und des sächsischen Landtagsmitglieds Ronald Weckesser. Sie monierten, dass das zur Verabschiedung anstehende Wahlprogramm kaum durch Realismus geprägt sei, sondern durch plakative Maximalforderungen wie etwa das Thema „10 Euro Mindestlohn”. Lafontaine wies die Vorwürfe zurück und unterstellte den Abtrünnigen persönliche Enttäuschung über die Nichtberücksichtigung bei Wahlkandidaturen.