Essen. E-Zigaretten sorgen für weniger Schadstoffe in der Raumluft als Tabak-Zigaretten. Das haben Forscher am Fraunhofer-Institut für Holzforschung in Braunschweig herausgefunden. Wie schädlich die Alternative zur herkömmlichen Zigarette für Nutzer und “Passiv-Dampfer“ ist, ist aber noch längst nicht abschließend geklärt.
Wenn das verschärfte Nichtraucherschutzgesetz am 1. Mai in NRW in Kraft tritt, dürfen auch E-Zigaretten nicht mehr in öffentlichen Gebäuden benutzt werden. Warum das so ist, verstehen viele nicht – weil durch E-Zigaretten statt Rauch nahezu geruchloser Dampf entsteht. Welche Stoffe eine E-Zigarette an die Luft abgibt, hat das Fraunhofer-Institut für Holzforschung in Braunschweig untersucht.
Das wesentlichste Ergebnis, sagt Tobias Schripp vom Fraunhofer-Institut, sei dieses: Im Vergleich zur herkömmlichen gebe die E-Zigarette weniger Schadstoffe an die Raumluft ab - „bei Tabak sind es weit über 100 Substanzen.“ Und: Es entsteht kein Formaldehyd – weil die Geräte dampfen und nichts verbrannt wird. Dass E-Zigaretten deshalb weniger schädlich für Nutzer oder „Passiv-Dampfer“ sind als Tabak-Zigaretten, will der Chemiker damit auf keinen Fall sagen: „Diese Wirkung haben wir nicht untersucht.“ Die Experten vom Braunschweiger Fraunhofer-Institut haben sich mit den Emissionen von E-Zigaretten beschäftigt, toxikologische Tests haben sie nicht gemacht.
Husten und Augenrötungen durch E-Zigaretten
Wenn Menschen rauchen – egal ob Tabak oder E-Zigarette – entstehen mikroskopisch kleine Partikel, die in der Luft schweben. Dieses Aerosol sei normalerweise sehr langlebig, erklärt Schripp, bei Tabakzigaretten halte es sich über Stunden. Bei E-Zigaretten verflüchtige es sich dagegen relativ schnell. Dennoch fühlen sich Menschen von dem Dampf gestört. Das könne am Propylenglykol liegen, sagt der Chemiker: Manche Menschen reagierten sensibel auf dieses „Nebelfluid“, das bei E-Zigaretten den Rauch simuliert, und litten unter Husten und Augenrötungen.
E-ZigaretteSollten die verdampften Flüssigkeiten von E-Zigaretten ab einem bestimmten Nikotin-Gehalt eine Zulassung als Arzneimittel brauchen? Das sieht zumindest der Vorschlag zu einer EU-Richtlinie vor. Bei der Diskussion in der EU gebe es zwei Perspektiven, sagt Schripp: „Aus der Perspektive eines Rauchers ist die E-Zigarette möglicherweise eine gute Alternative, weil sie die Sucht befriedigt, aber vermutlich die Gesundheit weniger schädigt als Tabak-Zigaretten.“ Auf der andere Seite: „Aus der Sicht des Nichtraucherschutzes sind die möglichen Auswirkungen auf die Umgebung bisher nicht abschließend erforscht. Darüber hinaus wird die E-Zigarette als Lifestyle-Produkt verkauft, mit ihren verschiedenen Geschmacksrichtungen. Es könnte sein, dass sie als Einstiegsdroge wirkt – und Menschen in die Nikotinsucht führt“, so Schripp – doch zu all diesen Aspekten gebe es bislang keine belastbaren Untersuchungen.
Generell sind die Auswirkungen der E-Zigarette noch sehr wenig erforscht. „Das war ursprünglich eine chinesische Entwicklung, die 2005 auf den Markt gekommen ist“, weiß Schripp, der sich sehr über die Werbebotschaften der Hersteller ärgert, die ihre Produkte als die „gesündere Alternative“ vermarkten. Das, sagt Schripp, wäre bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen: „Eine weniger schädliche Alternative ist nicht zwangsläufig eine gesündere Alternative.“ (moi)