Essen. In der Geschichte ist Dampf drin: Der Konzern Philip Morris geht juristisch gegen ein Essener Unternehmen vor, das Flüssigkeiten für E-Zigaretten herstellt. Denn eines der Produkte soll zum Verwechseln ähnlich klingen wie die Zigarettenmarke Marlboro.

Uwe Cronenbroeck stellt seit zwei Jahren Flüssigkeiten, so genannte Liquids, für E-Zigaretten her und vertreibt sie übers Internet. Das Kämpfen gehört seither mit zu seinem Geschäft. Erst war es NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens, die gegen die E-Zigaretten zu Felde zog und vor dem Handel mit ihnen gewarnt hatte. Erst ein Gerichtsurteil vergangenes Jahr stoppte den Vorstoß der Ministerin.

Das spürte auch Cronenbroecks Firma, die Niko Liquids GmbH. Nur langsam sei danach die Verunsicherung der Kunden gewichen. Doch seit einigen Monaten läuft das Geschäft wieder besser. Nun aber droht dem Unternehmen aus Frillendorf erneut Ungemach: Der Tabakriese Philip Morris geht juristisch gegen die Essener vor.

„Abmahnung wegen Marken- und Wettbewerbsverletzung“

Am 4. März fand Cronenbroeck den Brief einer großen Anwaltskanzlei in seinem E-Mail-Postfach - überschrieben mit der Ankündigung: „Abmahnung wegen Marken- und Wettbewerbsverletzung“. Stein des Anstoßes sind demnach seine Liquids „MARBO“ bzw. „MARBO red“ mit Tabakgeschmack.

Philip Morris sieht darin eine Verwechslungsgefahr mit seiner berühmten Zigarettenmarke „Marlboro“ und damit eine Markenrechtsverletzung. Auch am Zusatz „red“ (rot) stößt sich der Konzern, weil mit der Farbe Bezug auf die erwähnte Zigaretten-Marke genommen werde.

Alles Quatsch, meint Cronenbroeck. „Eine Verwechslungsgefahr besteht nicht“. Auch enthielten die strittigen Liquids zwar Nikotin, aber es seien Flüssigkeiten, „die nicht brennen und auch kein Tabakprodukt sind“.

Seit anderthalb Jahren vertreibe er das Produkt schon unter diesem Namen. Bislang habe sich niemand daran gestört. Er vermutet hinter dem Vorgehen des Konzerns deshalb mehr als den Namensstreit: Möglicherweise solle es einer wachsenden Konkurrenz schwer gemacht werden.

Mit weiteren juristischen Schritten gedroht

Die von den Anwälten geforderte Unterlassungserklärung hat Cronenbroeck nicht abgegeben. Für diesen Fall hat der Tabakkonzern mit weiteren juristischen Schritten gedroht. Ob das so kommt, blieb gestern offen. Bis Redaktionsschluss ließ der Konzern eine Anfrage dieser Zeitung unbeantwortet.

Cronenbroeck will sich jedenfalls nicht einschüchtern lassen: „Ich lasse mir das nicht bieten, egal wie groß die sind“, sagt er. Es ist wieder einer dieser berühmten Kämpfe David gegen Goliath: Auf der einen Seite das Frillendorfer Unternehmen mit 14 Mitarbeitern und auf der anderen Seite der Konzern mit Milliarden schweren Umsätzen und fast 90 000 Mitarbeitern weltweit.

Die erste Runde geht jedoch schon mal an Cronenbroeck: Die juristische Auseinandersetzung beschert dem Essener Unternehmen eine neue Bekanntheit.