Essen. Rainer Brüderle (FDP) wollte es in der letzten Bundestagsdebatte vor der Wahl noch einmal krachen lassen - und ätzte gegen Konkurrent Peer Steinbrück (SPD), dieser habe die Pannenstatistik eines Fiat Punto. Der italienische Autokonzern fand das gar nicht witzig.

Manche Politiker lernen einfach nichts hinzu. Da hatte sich doch eben erst SPD-Mann Peer Steinbrück ein blaues Auge eingefangen, als er wortgewaltig lästerte, mit Silvio Berlusconi und Beppe Grillo hätten die Italiener "zwei Clowns" gewählt. Der Witz kam nicht nur jenseits des Brenners schlecht an und wurde für den Kandidaten zum Boomerang.

Witzbold Steinbrück musste sich per Telefon beim italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano entschuldigen. Napolitano sagte sogar ein Essen mit Steinbrück ab. Der Kanzlerkandidat musste erkennen: In Zeiten der Eurokrise, mit dem Buhmann Deutschland, ist man besser vorsichtig mit grenzüberschreitenden Scherzen. Zumal Steinbrück mit seiner Drohung, die "Kavallerie" ins Steuerparadies Schweiz zu schicken, einschlägig vorbelastet ist.

"Sie haben eine Pannenstatistik wie ein Fiat Punto"

Nun hat es die FDP erwischt. Und zwar in Person ihres stets gut aufgelegten Spitzenkandidaten Rainer Brüderle. Der hat zwar seine Dirndl-Affäre hinter sich gelassen, aber nicht seinen Hang zu gezwungener Witzischkeit.

In der letzten Bundestagsdebatte vor der Wahl am 22. September, in der es alle Parteien noch mal so richtig krachen lassen wollten, mochte auch Brüderle nicht zurückstehen. Und - wie schon Steinbrück - guckte er sich die Italiener aus. "Sie haben eine Pannenstatistik wie ein Fiat Punto und führen sich auf, als ob Sie ein Spitzen-BMW wären", ätzte der Spitzen-Liberale, der auch gern mal in der satirischen "Heute-Show" im ZDF ein Gastspiel gibt, Richtung Peer Steinbrück.

Fiat-Mitarbeiter fühlen sich "unsittlich angefasst"

Diesmal war es nicht der Staatspräsident in Rom, der retournierte. Sondern der Fiat-Konzern. "Es fühlen sich die über 8000 Arbeitnehmer der Fiat-Group in Deutschland von so viel banal-liberaler Rückwärtsorientierung unsittlich angefasst", teilte der Autobauer übers "Handelsblatt" mit. Unsittlich angefasst - ein Schelm, der da nicht ans Dirndl denkt...

Aber auch in der Sache konterte das Unternehmen. Die "automobile Sachkenntnis" von Brüderle halte sich in Grenzen, so Fiat unter Verweis auf den "Dauertest" zum Kleinwagen Punto in einer renommierten deutschen Autozeitung.. Die Experten ziehen darin folgendes Fazit: "Fiat hat aus seinen Fehlern gelernt und baut überzeugende Autos mit überzeugender Zuverlässigkeit."

Hauptsache, es sitzt kein Clown am Steuer.