Essen. Angela Merkel hat ihren Internetauftritt überarbeitet. Doch wer auf der Suche nach der Kanzlerin angelamerkel.de eingibt, der landet am Dienstag bei der SPD. Die verwehrt sich, irgendetwas mit der Umleitung zu tun zu haben. Tatsächlich stecken wohl unbekannte Spaßvögel dahinter.

Ein kleiner Bindestrich macht manchmal so viel aus. Am Montag stellte die CDU stolz die neue, überarbeitete Homepage der Bundeskanzlerin vor: angela-merkel.de ist der Link zur Seite, auf der die Kanzlerin sich selbst mit vielen Bildern und kurzen, persönlichen Texten vorstellt. Wie gesagt: angela-merkel.de, mit Bindestrich.

Wer am Dienstag aber angelamerkel.de in seinen Internetbrowser eintippte, der dürfte sich erst einmal gewundert haben. Da baute sich die SPD-Homepage auf, lachte Peer Steinbrück von der Seite, stellten die Sozialdemokraten ihre Wahlkampfplakate vor.

SPD betont, dass sie nichts mit der Umleitung zu tun hat

Nanu, was ist denn da los? Guerilla-Wahlkampf? Hat die SPD etwa die Seite der Kanzlerin gekapert? "Um Gottes Willen", ist der erste Kommentar, den man beim Anruf in der SPD-Zentrale hört. Und ein Sprecher des Parteivorstandes betont, dass die Partei nichts mit der Sache zu tun habe. "Das ist nicht in unserem Sinne", sagt er. "Und das ist auch nicht unser Stil."

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Tatsächlich verrät auch die Seite selbst, dass da offensichtlich jemand anderes als die SPD dahintersteckt. Die Seite ist auf dem Stand vom 31. Juli. Und ganz oben in der Titelleiste des Browsers findet sich ein Seitenhieb auf die Wahlwerbung der Sozialdemokraten: "Nahles plakatiert Merkel statt Steinbrück. Hat die SPD schon aufgegeben?"

Angelamerkel.de ist von einem Mann in der Ukraine registriert

Wer aber steckt hinter der Umleitung? Der Inhaber der URL angelamerkel.de sei der SPD nicht bekannt, sagt der SPD-Sprecher. Eine Abfrage bei Domain-Verwalter Denic verrät: Die Seite ist von einem Victor Stoilov aus Odessa in der Ukraine registriert. Die Seite angela-merkel.de dagegen hat die CDU-Bundesgeschäftsstelle angemeldet.

Bundestagswahl 2013Die offizielle Merkel-Homepage sei Ende der 1990er-Jahre an den Start gegangen, erfährt man auf Nachfrage in der CDU-Zentrale. Damals sei die URL ohne Bindestrich bereits vergeben gewesen. Vor mehr als zehn Jahren habe die CDU auch schon einmal versucht, die Domain zu bekommen, heißt es weiter. Das habe sich aber sehr kompliziert gestaltet - und am Ende habe man entschieden, dass Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis ständen.

Lange war das Nebeneinander der beiden Seiten auch gar kein Problem. Normalerweise leitet die falsche Merkel-Seite automatisch zur offiziellen um. Seit einiger Zeit aber erlauben sich die Unbekannten immer mal wieder einen Schabernack.

Seite im Karneval "geschlossen wegen Weiberfastnacht"

Im Karneval, so berichtete der Mediendienst Meedia im Februar, prangte plötzlich ein Bild mit Clown, Konfetti und Luftballons auf der Seite, neben einem SPD-Logo stand oben im Browser: "Geschlossen wegen Weiberfastnacht".

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Auch als Angela Merkel mit ihrer "Neuland"-Aussage zum Internet für Spott im Netz gesorgt hatte, soll die Seite entsprechend umgestaltet worden sein. Bei der Denic erklärte eine Sprecherin, auf die Inhalte der registrierten Seiten habe man dort keinen Einfluss. Sollte Angela Merkel ihre Namensrechte an der Domain geltend machen, habe sie voraussichtlich gute Chancen. Allerdings könnte es langwierig und aufwendig sein, diese Rechte gegenüber dem jetzigen Seiteninhaber in der Ukraine durchzusetzen.

Ob und wie die CDU im aktuellen Fall handeln kann, werde zurzeit geprüft, sagte ein Sprecher.