Berlin. . CDU und CSU beenden ihren Wahlkampf-Kongress in Berlin und präsentieren ihr Wahlprogramm. Wo es cool ist, in den Opernwerkstätten. Und im ungewohnten Ambiente finden die Schwesterparteien auch zu ungewohnter Harmonie.

Ein cooler Ort, ein Loft, eine Dachkonstruktion aus Stahl und Glas, nackter Beton, fleckiger Boden. Hier werkelten Maler, Schlosser, Tischler und Plastiker an den Kulissen für die Opernhäuser, heute ist es mehr eine Bühne für Fashionshows, besondere Kongresse. In den Opernwerkstätten präsentierte die Union am Montag ihr Programm, 90 Tage vor der Wahl. Irgendwie trendy. So sieht man sich.

Man hätte es sich denken können. Lutz Meyer von der Werbeagentur „Blumberry“ kündigte neulich eine Kampagne an, über die alle hinterher sagen sollen: „Mensch, das hätte ich der CDU nicht zugetraut.“ Meyer ist ein interessanter Mann.

Er lernte sein Handwerk in der SPD-Kampa, trat 2005 aus der Partei aus, weil sie ihm – nach Gerhard Schröder – zu links wurde. Einem Kenner der SPD also gab Angela Merkel den Zuschlag für die Werbekampagne der CDU.

20 Millionen wird der Wahlkampf kosten

20 Millionen Euro lässt man sich den Wahlkampf kosten. Zehn Millionen Gespräche will man in den nächsten Tagen führen. Die Union hat eine neue Bildsprache – alles orange oder was? – und einen Internet-Auftritt, der ohne zusätzliche Software auf allen Endgeräten genutzt werden kann.

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Seit Sonntag hat sie ein Programm mit vielen teuren Versprechen. Ins Tagungsgebäude mussten die Unions-Granden vorbei an einer Gruppe von Demonstranten der Grünen, die ihnen ein Ständchen hielten: „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt? Wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld?“

Der bayerische Löwe schnurrt jetzt statt zu brüllen

Der Spottgesang tat der Stimmung keinen Abbruch. „Vor was sollten wir eigentlich Angst haben“, fragte CSU-Chef Horst Seehofer. Erstens gefällt ihm das Programm, zweitens erlebt er die Union einträchtiger denn je. „Wir schnurren, wir brüllen nicht.“

So viel zum bayerischen Löwen. Drittens stelle man die „herausragende Kanzlerin“. Die saß in der ersten Reihe in einer ihrer Jacken in Pantone-Farben – diesmal: Brombeere – und hat es verlernt, bei Lob rot zu werden.

Angela Merkel rief ihre Partei zum en Wahlkampf auf. Im Merkel-Sprech: „Ran an den Speck“. Zu hören war schon der Sound des Wahlkampfs, hemmungslos im Eigenlob wie in der Abgrenzung: „Die Mitte zählt“, sagte Seehofer über das Programm – „die Mitte zahlt“, rief er der Konkurrenz nach. Alles sei bestens ausgerichtet, „möge der Wahlkampf kommen.“