Berlin/Düsseldorf. Wenige Tage vor der Wahl bläst die FDP zur Attacke auf die CDU: Führende Liberale rechnen mit einem massiven Stimmenzuwachs - auf Kosten der Union. Wolfgang Kubicki, der die Nord-FDP überraschend in den Kieler Landtag führte, wirft CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen Feigheit vor.

Zum Endspurt im nordrhein-westfälischen Wahlkampf zeigen sich führende Politiker der FDP optimistisch. Entwicklungsminister Dirk Niebel prognostizierte einen massenhaften Stimmenzuwachs für die Liberalen aus dem Lager der Union. "Weil die Wähler aus nachvollziehbaren Gründen von der CDU enttäuscht sind, werden viele sich für uns entscheiden", sagte Niebel der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagausgabe) laut Vorabbericht.

Grund dafür sei, dass FDP-Landeschef Christian Linder sich anders als CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen unabhängig vom Wahlausgang klar für Nordrhein-Westfalen entschieden habe. Ähnlich sieht es der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki. Er rechnet mit einem Wiedereinzug seiner Partei in den Landtag. Lindner selbst hat sich von der Aussage seines Parteikollegen Niebel distanziert: Er mache sich Niebels Wortwahl ausdrücklich nicht zu eigen, sagte Lindner dem TV-Sendner N24.

Lindner im Fahrwasser von Kubicki - FDP wieder bei fünf Prozent

Kubicki übte Kritik am Bundesumweltminister. In der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" sagte Kubicki, Röttgens Verknüpfung der Abstimmung in Nordrhein-Westfalen mit dem Europa-Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei "die gleiche Feigheit, mit der er nicht erklärt, ob er als Oppositionsführer nach Nordrhein-Westfalen geht". Wenn Merkel sage, am kommenden Sonntag gehe es bei der Landtagswahl nur um NRW, dann habe sie Recht.

Einer Umfrage zufolge hat die FDP in NRW in der Wählergunst zugelegt. Die Liberalen steigern sich im Vergleich zum Vormonat von drei auf fünf Prozent, wie aus einer am Freitag veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Berliner Meinungsforschungsinstituts Info im Auftrag von "Handelsblatt Online" hervorgeht. Es scheine möglich, "dass die Liberalen auf den letzten Metern vor der Wahlurne den zwischenzeitlich kaum noch für möglich gehaltenen Wiedereinzug in den Düsseldorfer Landtag schaffen", sagte Info-Geschäftsführer Holger Liljeberg dem Blatt. Im Sog des Wahlerfolges in Schleswig-Holstein scheine auch FDP-Spitzenkandidat Lindner seine Chance nutzen zu können.

Röttgen bemüht sich, den Wahlausgang spannend zu finden

Zuwächse verzeichnete den Angaben zufolge auch die Union. Im Vergleich zum Vormonat gewinnt die CDU vier Prozentpunkte und erreicht jetzt 33 Prozent. Die SPD kommt auf 38 Prozent und verliert den Angaben zufolge zwei Prozentpunkte. Die Grünen erreichen elf Prozent und legen damit einen Prozentpunkt zu. Die Piraten rutschen um drei Prozentpunkte ab und würden mit acht Prozent den Einzug in den Landtag schaffen.

Röttgen sieht den Ausgang der Landtagswahl weiter offen. "In den Umfragen sagen 40 Prozent der Befragten, sie wüssten noch nicht, ob sie zur Wahl gehen und wen sie wählen würden", sagte er in einem Interview der Nachrichtenagentur dapd in Düsseldorf. Dies zeige, wie offen das Ergebnis noch sei. (dapd)