Giglio. . Die Bergungsarbeiten an dem vor der italienischen Küste havarierten Kreuzfahrtschiff Costa Concordia sind am Freitag aus Sicherheitsgründen erneut unterbrochen worden. Das Schiff habe sich am Morgen wieder bewegt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Retter haben mit zunehmenden Wellengang zu kämpfen.
Die Bergungsarbeiten an dem havarierten Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" vor der italienischen Küste sind erneut unterbrochen worden. Das Wrack habe sich bewegt, so dass die Suchtrupps ihre Arbeit nicht fortsetzen könnten, sagte ein Vertreter der italienischen Marine, Alessandro Busonero, am Freitag. Die Sucharbeiten waren bereits am Mittwoch wegen schlechten Wetters ausgesetzt worden.
Die "Costa Concordia" hatte am Freitagabend vergangener Woche mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der Küste der Toskana-Insel Giglio einen Felsen gerammt und war nach einem Wassereinbruch gekentert. Bislang wurden elf Tote geborgen, mehr als zwanzig Menschen werden vermisst. Das Schiff liegt unmittelbar vor der Küste auf Grund auf, doch könnte es bei starkem Seegang in tieferes Wasser abrutschen und vollständig untergehen.
Junge Frau nimmt Costa-Concordia-Kapitän Schettino in Schutz
Eine junge Frau aus Moldau, die laut Medienberichten als wichtige Zeugin des Kreuzfahrtunglücks in Italien gilt, hat den Kapitän der "Costa Concordia" in Schutz genommen. "Alle Anschuldigungen, die man heute gegen ihn hört, sind absurd", sagte die 25-jährige Domnica Tschemortan am Donnerstag in der Hauptstadt von Moldau, Chisinau. "Der Kapitän der 'Costa Concordia' ist der beste der Firma. Er hat alles richtig gemacht und Menschenleben gerettet. Er ist ein Held. Alle Besatzungsmitglieder haben sich professionell verhalten und Leben gerettet."
Italienische Medien hatten am Donnerstag berichtet, die Ermittler wollten Tschemortan als wichtige Zeugin für das Verhalten des Kapitäns Francesco Schettino während der Katastrophe vernehmen. Die blonde Balletttänzerin habe angegeben, sie sei mit Schettino zusammengewesen, als das Kreuzfahrtschiff vor der Insel Giglio am Freitagabend vergangener Woche einen Felsen rammte. Die 25-Jährige sei auch auf der Kommandobrücke des Schiffes gewesen. Den Berichten zufolge war die Frau weder als Passagierin noch als Besatzungsmitglied verzeichnet gewesen. Sie sei womöglich als Gast des Kapitäns an Bord gewesen.
Zeugen wollen Kapitän um 0.30 Uhr auf einem Felsen gesehen haben
Tschemortan sagte, sie habe für die Costa-Reederei auf anderen Schiffen gearbeitet und habe an Bord der "Concordia" ihren 25. Geburtstag feiern wollen. Zum Zeitpunkt des Unglücks habe sie mit Freunden zu Abend gegessen. Sie bestritt, dass Schettino auf der Brücke Drinks genommen habe. Um 23.50 Uhr sei sie ins Wasser gesprungen, sagte sie. "Der Kapitän hat da noch auf der Brücke gearbeitet."
Nach Angaben von Augenzeugen befand sich der Kapitän um 0.30 Uhr auf einem Felsen in Sicherheit. Er kehrte nicht an Bord zurück, um die Rettungsaktion zu überwachen, die bis sechs Uhr morgens andauerte. Bei dem Unglück kamen mindestens elf der insgesamt 4200 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben. Mehr als 20 Menschen werden noch vermisst, darunter zwölf Deutsche.
US-Kreuzfahrtanbieter reagiert auf Costa-Concordia-Havarie
Der US-Kreuzfahrtkonzern Carnival, zu dem auch die italienische Tochterfirma Costa Cruises gehört, hat eine umfassende Überprüfung der Sicherheitsvorschriften und der Reaktionen auf einen Notfall angekündigt. Dies soll bei allen zehn Tochterunternehmen durchgeführt werden. Damit reagiere Carnival auf die Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" vor der Küste der Toskana, erklärte Unternehmenschef Micky Arison am Donnerstag.
Die Überprüfung solle sicherstellen, dass sich so ein Unglück nicht noch einmal wiederhole. Bei der Havarie wurden mindestens elf Menschen getötet, 21 Personen werden noch vermisst, darunter zwölf Deutsche.
Ramsauer schließt Kreuzfahrtschiff-Havarie vor Deutschen Küsten nahezu aus
Eine Katastrophe wie bei der "Costa Concordia" ist für Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer "vor Deutschlands Küsten nahezu ausgeschlossen". Für Evakuierungen vor den deutschen Küsten gebe es ein engmaschiges Sicherheitsnetz. "Dieses System hat sich bewährt. Wir hatten in letzter Zeit zwei größere Havarien von Passagierschiffen, ohne dass auch nur ein einziges Todesopfer zu beklagen war", sagte der CSU-Politiker der "Passauer Neuen Presse" (Freitagsausgabe).
Auf internationaler Ebene aber müsse darüber diskutiert werden, ob noch mehr für die Sicherheit von Schiffen getan werden könne, erklärte Ramsauer: "Ich werde das Thema aktiv beim Weltverkehrsforum in Leipzig Anfang Mai ansprechen - mit hohen Vertretern der Internationalen Maritimen Organisation. Da wird es dann um Sicherheit, Ausbildungsstandards und Evakuierungsregeln für Passagiere gehen". (afp/dapd/rtr)