Berlin. Zwischen dem Zwickauer Neonazi-Trio und einem Bombenanschlag auf die Wehrmachtsausstellung in Saarbrücken im Frühjahr 1999 gibt es einem Pressebericht zufolge möglicherweise einen Zusammenhang. Weiteren Berichten zufolge das Trio bereits 1999 aus dem Untergrund geholt werden.

Zwischen dem Zwickauer Neonazi-Trio und mehreren unaufgeklärten Anschlägen im Saarland gibt es einem Pressebericht zufolge möglicherweise einen Zusammenhang. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Samstag berichtete, besteht offenbar eine Verbindung zwischen dem Bombenanschlag auf die Wehrmachtsausstellung in Saarbrücken im Frühjahr 1999 sowie einer Serie von Brandstiftungen im saarländischen Völklingen zu den mutmaßlichen Terroristen aus Zwickau.

Nach Informationen der "FAZ" erhielt eine türkische Einrichtung in Völklingen die zwölfte DVD, die die mutmaßliche Komplizin von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, Beate Zschäpe, nach dem Tod der beiden Männer am 4. November an verschiedene Medien und Organisationen verschickt hatte. Überdies hätten sich in einem Drohbrief, der nach dem Bombenanschlag auf das Volkshochschulzentrum in Saarbrücken am 9. März 1999 bei den Behörden einging, Hinweise auf einen ostdeutschen Verfasser gefunden, berichtete die "FAZ" unter Berufung auf den saarländischen Generalstaatsanwalt Ralf-Dieter Sahm.

Die zehn Brandstiftungen zwischen dem 3. September 2006 und dem 3. September 2011 in Völklingen richteten sich gegen Wohngebäude im Zentrum der Stadt, in denen vor allem türkischstämmige Einwanderer sowie Araber und Afrikaner lebten. Bei den Bränden wurden 20 Menschen verletzt, es entstand hoher Sachschaden. In allen Fällen wurden die Ermittlungen eingestellt, die Polizei hatte nach eigenen Angaben keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund.

"Focus": Neonazi-Trio sollte 1999 aus dem Untergrund geholt werden

Der Thüringer Verfassungsschutz wollte die Rechtsradikalen Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos offenbar aus dem Untergrund holen. Wie der damalige Verteidiger Böhnhardts, Gerd Thaut, dem "Focus" sagte, scheiterte der Deal jedoch 1999 am Veto des damaligen Oberstaatsanwalts von Gera, Arndt Peter Koeppen. Der Verfassungsschutz in Erfurt wollte am Samstag keine Stellungnahme abgeben.

Thaut zufolge kam im März 1999 ein Mitarbeiter des Thüringer Verfassungsschutzes in seine Kanzlei, angeblich im Auftrag dessen Chefs Helmut Roewer. Der Mann habe erklärt, er wolle den 1998 untergetauchten Bombenbauern helfen, in die Legalität zurückzukehren. Würden sich die drei freiwillig stellen, könnten sie mit einer milderen Strafe rechnen. So würde man sie nicht wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung belangen, sondern nur wegen Sprengstoffbesitzes, schilderte Thaut dem "Focus" das Gespräch. Er übermittelte das Angebot der Mutter Böhnhardts, die einverstanden gewesen sei. "Sie wollte nicht, dass ihr Sohn weiter in der rechtsradikalen Szene aktiv ist."

Als er bei der Staatsanwaltschaft in Gera Einzelheiten der Strafmilderung besprechen wollte, habe der Behördenchef geblockt, sagte Thaut. Oberstaatsanwalt Koeppen habe erklärt, die untergetauchten Extremisten würden bald gefasst. An einer organisierten Rückkehr durch einen Strafmilderungsdeal habe seine Behörde kein Interesse.

Zschäpe sagt vorerst nicht aus

Die Hauptverdächtige im Verfahren gegen die rechtsterroristische Gruppe NSU, Beate Zschäpe, schweigt bis auf weiteres. Rechtsanwalt Wolfgang Stahl, Verteidiger der inhaftierten 36-Jährigen, sagte dem "Focus" laut Vorabmeldung vom Samstag: "Es steht noch nicht fest, ob Frau Zschäpe zu irgendeinem Zeitpunkt überhaupt Angaben zur Sache machen wird." Dies hänge auch damit zusammen, dass nur unzureichend Akteneinsicht gewährt worden sei. "Wir haben bislang nur 120 Seiten erhalten, das ist so gut wie nichts."

Sein Mitverteidiger Wolfgang Heer erklärte, aus den Akten lasse sich nicht hinreichend erschließen, worauf die Ermittlungsbehörden den dringenden Tatverdacht hinsichtlich der Bildung einer terroristischen Vereinigung stützten. (afp/dapd)