Witten. Zwei Explosionen haben in der Nacht zu Pfingstmontag Witten-Heven erschüttert. Wieder wurde ein Geldautomat gesprengt. Anwohner sind geschockt.
Zwei Explosionen haben die Anwohner rund um den Hellweg im Zentrum von Witten-Heven in der Nacht von Pfingstsonntag auf Montag um kurz nach drei aus dem Schlaf gerissen: Der Geldautomat im SB-Center der Volksbank wurde gesprengt. Am Morgen danach zeigt sich das ganze Ausmaß der Verwüstung. Die Menschen im Ort sind schockiert. Von den Tätern keine Spur. Im September hatte es zuletzt ebenfalls eine Volksbank-Filiale getroffen.
Über Stunden – bis etwa 11 Uhr – ist die große Kreuzung Auf dem Knick / Friedrich-List-Straße / Hellweg mitten im Ortsteil weiträumig mit Flatterband abgesperrt. An allen Ecken stehen Polizeiwagen. Die Spurensicherung ist bei der Arbeit. Der öffentliche Nahverkehr ist lahmgelegt, Busse und Straßenbahnen fahren nicht.
Druckwelle der Explosion schleudert Glastür über die Kreuzung in Witten-Heven
Die Bankfiliale, deren Eingangsbereich völlig zerstört ist, liegt zum Glück nicht im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses, sondern in einem Flachbau direkt vor einem vierstöckigen Gebäude. Dieses wurde laut Polizei nicht beschädigt. Betroffen ist allerdings das unmittelbar benachbarte Büro der Generali-Versicherung.
Dennoch: Menschen kamen nicht zu Schaden – obwohl die Glastür der Filiale durch die Druckwelle der Explosion offenbar meterweit mitten über die an Werktagen stark befahrene Kreuzung geschleudert wurde. Mitarbeiter des städtischen Betriebsamtes räumen sie gegen 11 Uhr weg und fegen die Glassplitter von der Kreuzung.
Wittener Anwohner: Plötzlich haben wir einen lauten Knall gehört
Mehrere Anwohner haben der Polizei per Notruf gegen 3.25 Uhr einen lauten Knall gemeldet. Patrick (36) und Jessika (33) Erdmann wohnen in einem Mehrfamilienhaus direkt gegenüber vom Tatort. Von ihrem Balkon können sie auf die Bankfiliale blicken. „Wir sind gemütlich auf der Couch eingeschlafen. Plötzlich haben wir einen Knall gehört“, erinnert sich Patrick, der da noch gar nicht realisierte, was passiert war. Glas schepperte, Sekunden später folgte eine zweite, heftigere Explosion. Bei sämtlichen in der Nähe parkenden Autos seien die Alarmanlagen ausgelöst worden.
„Ich dachte erst, da wäre jemand mit Karacho gegen die Litfaßsäule gefahren“, sagt Jessika. Das Paar rannte sofort runter. „Wir dachten, vielleicht braucht jemand Hilfe.“ Doch dann sahen sie nicht nur jede Menge Qualm vor der Bankfiliale. Sie beobachteten, wie dort ein Auto hielt, mehrere dunkel gekleidete Personen einstiegen und der Wagen dann über den Hellweg Richtung A 43 brauste.
Polizei: Täter flüchteten in schwarzem Audi RS
Bei dem Auto handelt es sich um einen schwarzen Audi RS, so die Polizei, die nun Zeugen sucht. Denn trotz der umgehend eingeleiteten Fahndung, zu der auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt wurde, konnten die Täter flüchten. Auch ob sie überhaupt etwas erbeutet haben, sei noch unklar.
An diesem Montagvormittag stehen einige Hevener an der betroffenen Kreuzung, viele machen Handy-Bilder von der zerborstenen Eingangstür, die die gewaltige Kraft der Explosion erahnen lässt. So etwas haben sie noch nicht gesehen. Selbst ein Polizist zeigt sich erschüttert über das skrupellose Vorgehen der Täter. Einige Menschen sitzen bei dem sonnigen Wetter aber auch im Außenbereich der Backhaus-Filiale, essen Brötchen, trinken Kaffee und haben freien Blick aufs Geschehen.
„Haben Sie es endlich auch hier geschafft?“ Gerhard Briese (84) hat schon lange damit gerechnet, dass so etwas in Heven passiert, hatte jedoch eher die gegenüberliegende Sparkassen-Filiale als Ziel vermutet. Dabei riegeln alle Banken inzwischen nachts ab. Die Volksbank in Witten hatte nach der Sprengung in Stockum im September 2022 Konsequenzen gezogen. Ihre Filialen sind seitdem von 23 bis 6 Uhr nicht mehr zugänglich.
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Böses Erwachen an diesem sonst so schönen Pfingstmontag auch für Marcus Pulla. Er ist Mitinhaber des Versicherungsbüros, hat morgens in der Hevener Facebook-Gruppe von dem Vorfall gelesen und ist sofort aus Essen herbeigeeilt. „Drin ist alles Chaos“, sagt der 42-Jährige und wirkt dennoch relativ gelassen. Er hofft, dass er bald in die Räume kann, um zumindest wichtige Unterlagen zu sichern.
Gegen 10.45 Uhr beseitigen Polizeibeamte die Flatterbänder an der Kreuzung. Lediglich der Vorplatz bleibt noch gesperrt. Die Linie 375 fährt seit 10.37 Uhr wieder im Normalbetrieb, die 310 seit 10.52 Uhr. Die Kripo ermittelt nun.
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