Witten. . Erst ein selbst gemachter Zebrastreifen im Wiesenviertel, jetzt ein Radstreifen an der Pferdebachstraße. Die Stadt Witten versteht dabei keinen Spaß und geht gegen Straßenmaler vor. Dabei geht es nicht nur um Schmierereien, sondern möglicherweise um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.

Unbekannte haben auf der Pferdebachstraße zwischen Westfalenstraße und Bahnübergang einen Fahrradstreifen aufgemalt. Offensichtlich mit Schablonen und Sprühfarbe wurden Fahrrad-Piktogramme und Trennstriche aufgetragen – zusammen ergeben sie einen fast einen Kilometer langen „Angebotsstreifen“ Marke Eigenbau.

Die Stadt Witten versteht dabei keinen Spaß und geht gegen die Straßenmaler vor. Die Verkehrsabteilung des Ordnungsamtes hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Dabei geht es nicht nur wie sonst um Schmierereien, also Sachbeschädigung, sondern möglicherweise um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. „Das Problem ist, dass ein Autofahrer wegen der Striche nicht mehr richtig fahren und in den Gegenverkehr geraten könnte,“ erläutert Christoph Noelle vom Ordnungsamt. Der selbstgemachte Radstreifen sei zwar „krumm und schief“ und „nicht regelkonform“, ausschließen könne man solche Missverständnisse aber nicht.

Ausbau ist im Planungsstadium

Die Pferdebachstraße wird voraussichtlich 2015/2016 für sechs bis sieben Mio Euro in Abschnitten zwischen der Ardey- und Leostraße ausgebaut: mit zwei Kreiseln und stellenweise breiterer Fahrbahn, für die Grundstücke angekauft werden.

Dann wird es auch einen offiziellen Angebotsstreifen für Radler geben. Für den Rheinischen Esel ist eine neue Brücke geplant. Höhe Krankenhaus ist die Fahrbahn in katastrophalem Zustand, Auch Pkw-Fahrer werden dort durchgeschüttelt.

Die Farbe wird jetzt zunächst auf Kosten des Steuerzahlers beseitigt. Die Stadt rechnet mit Kosten von mehr als 700 Euro. Wegen ebenfalls illegaler Straßenmalerei vor kurzem im Wiesenviertel hat sie jetzt die Faxen dicke und ruft die Wittener auf: „Wer jemanden beim Aufbringen von Markierungen beobachtet, sollte das der Polizei melden.“

Gelber Überweg vor „Klimbim“

Vor zwei Wochen hatten Unbekannte auf der Wiesenstraße in Höhe der Kneipe Klimbim mit gelber Farbe einen Zebrastreifen aufgemalt. Auch da hatte die Stadt Strafanzeige gegen unbekannt gestellt und die Malerei entfernen lassen. Frank Racherbäumer, Leiter der Verkehrsabteilung des Ordnungsamtes, sieht zu einem klaren Kurs in dieser Angelegenheit keine Alternative. Sie könne sich nicht die Hoheit über die Verkehrszeichen und -markierungen aus der Hand nehmen lassen. Für „richtige“ Zebrastreifen gebe es nicht ohne Grund klare Vorschriften zur Beschilderung und Beleuchtung. Racherbäumer: „Was passiert, wenn jemand über einen solchen Zebrastreifen geht und sich darauf verlässt, dass er dort sicher ist?“

Wer hinter der Straßenmalerei im Wiesenviertel und an der Pferdebachstraße steckt und ob dieselben Leute am Werk waren, darüber kann man vorerst nur spekulieren. „Bekennerschreiben“ liegen nicht vor. Die Urheber scheinen dem alternativen, autokritischen Lager anzugehören. Ein wenig erinnern sie an die „Stadt-Indianer“, die den öffentlichen Verkehrsraum für den Menschen zurückerobern wollten. Deren Motto lautete: „Unter dem Pflaster der Strand.“