Witten. .
An der Waldegge in Durchholz und am Erlenbruch in Rüdinghausen werden alte Schächte verfüllt.
Direkt neben dem Haus von Helga Bültmann im idyllischen Durchholz fließen für die Beseitigung der Bergbauschäden viele tausend Liter Flüssigbeton aus zwei hohen gelben Silos in die Erde. Die 59-Jährige ist froh. „Die können ruhig noch eine Weile weitermachen.“ Die Anwohnerin freut sich über die seit August andauernden Arbeiten, weil seitdem die Straße vor ihrem Elternhaus gesperrt ist. Aber gibt’s denn hier wirklich viel Verkehr, in der Waldegge unterhalb der Kämpenstraße? „Oh doch“, sagt die Herbederin. „Aber die Stadt hat Tempo 30 abgelehnt.“
Im Moment steht alles still, außer den zwei Betonpumpen der Bochumer Firma Keller, die täglich 10 000 Liter Flüssigbeton in die Tiefe leiten: Schachtverfüllung. Wie an so vielen Stellen in Witten hat auch hier der Abbau der Kohle seine Spuren hinterlassen. Um genau zu sein: Es war die Kleinzeche Halbmond mit den Flözen Neuflöz und Wasserbank, wo das schwarze Gold einst oberflächennah gewonnen wurde.
Zu diesem Zwecke waren zwei Schrägschächte angelegt worden, die irgendwann mit lockerem Abraum angefüllt wurden. Dies konnte Hohlräumen zur Folge haben. „Die Schächte wurden nicht standsicher verfüllt“, sagt Andreas Nörthen, Sprecher der Abteilung Bergbau bei der Bezirksregierung Arnsberg und somit zuständig für die „vorbeugende Gefahrenabwehr“. Damit nicht eines Tages ein Tagesbruch den Kanal oder - schlimmer - die Straße absacken lässt, fließt jetzt der viele Beton in den Boden. Das lässt sich das Land um die 300 000 Euro kosten. Gut 700 Kubikmeter oder 700 000 Liter sind schon im Grund verschwunden.
Polier Saban Demirsay (41) und sein Kollege pumpen die graue Masse mit einem 36 Meter langen blauen Manschettenrohr und sechs bar Druck in die Tiefe. Im Prinzip seien sie fertig. Im Januar müssen sie mit Kontrollbohrungen nachweisen, „dass wirklich jeder Meter abgepresst ist“. An diesem Mittwoch sind sie damit beschäftigt, die Baustelle winterfest zu machen. In der dritten Kalenderwoche des neuen Jahres soll die Straße voraussichtlich wieder frei sein. Bis dahin hat Anwohnerin Helga Bültmann noch ihre Ruhe.
Bergbauschäden sind auch am Erlenbruch in Rüdinghausen immer wieder ein Thema. Dort wird der Untergrund unter dem Sportplatz verfüllt, weil die Stadt das Grundstück für eine Bebauung vermarkten will. Nachdem die Hauptpumpe eine Woche lang ausgefallen war, wurde am Montag Ersatz beschafft. Hier gilt es, drei Flöze abzusichern: Mausegatt, wo die Hauptschäden aufgetreten waren, Geitling und Krefenscheer. Mit dem Mausegatt sei man fast fertig, sagt Volker Salewski von der „Stabsstelle Umwelt“ bei der Stadt. Im Januar werde noch nachgepresst, um die letzten Löcher zu verfüllen. 3500 Kubikmeter Flüssigbeton sind hier geflossen, das sind 3,5 Mio Liter.
Im April will man den platz auf das alte Geländeniveau aufschütten, um ab Ende 2013 bauen zu können. Die Verfüllung der Hohlräume kommt die Stadt als Eigentümerin teuer zu stehen (siehe Kasten).