Witten. . Eine Frau stürzte direkt vor dem Evangelischen Krankenhaus in Witten schwer und brach sich beide Handgelenke. Trotzdem trugen die Mitarbeiter der Klinik sie nicht direkt in die Notaufnahmen. Ein Krankenwagen musste sie transportieren. Dieser fuhr auch noch zum falschen Krankenhaus.

Willi Ziemann steht vor dem Diakonissenkrankenhaus. Vor ihm ragt ein kleiner Stein aus dem Boden, daneben ist noch etwas Blut zu sehen. „Hier ist die Frau gestolpert“, erinnert sich der 61-Jährige und fragt sich immer wieder: „Warum wurde sie nicht schnell ins Krankenhaus getragen? Warum musste ich erst einen Rettungswagen rufen?“

Es war früher Abend, als Willi Ziemann nach einem Besuch das Ev. Krankenhaus (EvK) verlässt. Vor seinen Augen sei eine Frau umgeknickt, sagt er. „Sie hatte sich beide Hände verdreht, konnte nicht mehr gehen, solche Schmerzen hatte sie.“ Später stellte sich heraus, dass ihre Gelenke gebrochen waren. Als er einer Krankenschwester den Zustand der Frau geschildert und gebeten habe, eine Trage zu holen, habe sie den Kopf geschüttelt. Das dürfte sie nicht, man müsse einen Krankenwagen rufen. Der 61-Jährige ist immer noch erzürnt darüber. „Das ist doch Blödsinn. Der Eingang war hundert Meter entfernt. Rauf auf eine Trage und ab zur Behandlung.“

Joachim Abrolat, Verwaltungschef des EvK, verteidigt das Vorgehen der Angestellten. „Die Entscheidung war genau richtig, die Frau nicht auf einer Trage ins Krankenhaus zu bringen, sondern den Notruf zu alarmieren. Je nachdem, wie sie gefallen war, hätte sie schwere Verletzungen haben können. Bei einer falschen Bewegung kommt es dann womöglich zu einer Wirbelverletzung.“ Der Rettungsdienst habe spezielle Tragen zur Stabilisierung, so Abrolat. Außerdem, und das habe die Krankenschwester wohl erkannt, sei die Frau nicht lebensbedrohlich verletzt gewesen. In einem solchen Notfall, meint der Klinikchef, „hätte auch ein Urologe reanimieren können“. Und dann wäre es auch geboten gewesen, die Person zügig in die Klinik zu tragen.

Rettungswagen fuhr auch noch ans falsche Ziel

Weil die verletzte Frau nicht ins Krankenhaus gebracht werden durfte, musste Willi Ziemann nach eigenen Angaben per Handy über die Rettungsleitstelle in Schwelm einen Krankenwagen rufen, der die Wittenerin dann hundert Meter weiter wieder abladen sollte. „Schwachsinn!“, fand der 61-Jährige, wählte aber die 112. Mittlerweile wird sie im EvK stationär behandelt.

Bis es so weit war, ging aber noch einiges schief. Der Rettungswagen machte sich zunächst auf den Weg zum Marien-Hospital – und nicht zum EvK, wo sich die Frau laut Ziemann „vor Schmerzen windete“. Erst bei Anruf Nummer zwei habe er den Wagen auf die richtige Fährte gelotst. „Die kennen sich nicht aus!“

In Schwelm hat man das Notruf-Band abgehört und festgestellt, dass der 61-Jährige zuerst vom Marien-Hospital gesprochen und sich später korrigiert haben soll. „Vielleicht war es die Aufregung“, meint der „Retter“ im Nachhinein. Ganz hat er die noch nicht abgelegt. „Ich fürchte mich, dass ich auch mal vor dem Krankenhaus liege und man mich nicht sofort reinbringen darf.“