Duisburg. Die Stadt Duisburg kommt mit dem Rechnungschreiben nicht nach. Auf den Schreibtischen der Sachbearbeiter stapeln sich die Fälle von rund 90.000 Rettungseinsätzen, die noch abgerechnet werden müssen. Hochgerechnet liegt der Rückstand bei rund 18 Millionen Euro.

Rund 200-mal am Tag wird in Duisburg ein Rettungswagen gerufen: Sanitäter versorgen Menschen, die sich durch Verletzungen oder Krankheit in Lebensgefahr befinden oder denen schwere gesundheitliche Schäden drohen, wenn sie nicht sofort ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Stadt ist verpflichtet, die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, die Kosten gibt sie allerdings weiter. Ein Einsatz kostet in der Regel 200 bis 300 Euro. Die Notfallpatienten selbst sehen solche Rechnungen selten, in der Regel rechnet die Stadt direkt mit den Krankenkassen ab.

Doch dort könnte man sich inzwischen wundern, wie schleppend und verzögert die Belege eintrudeln. Die Stadt schafft es nicht, die Rechnungen zeitnah zu schreiben, der Rückstand beläuft sich inzwischen auf 440 Abrechnungstage. Hochgerechnet geht es um rund 18 Millionen Euro, auf den Schreibtischen der Sachbearbeiter stapeln sich die Fälle von rund 90.000 Rettungseinsätzen.

75.000 Einsätze pro Jahr - steigende Zahl von Notfalleinsätzen

Damit treten zum zweiten Mal in diesem Jahr die personellen Probleme innerhalb der Verwaltung offen zu Tage. Ende Januar musste die Stadt die Einbürgerung aussetzen, weil von sechs Mitarbeitern tatsächlich nur ein einziger an seinem Schreibtisch saß. Krankheitsfälle, offene Stellen und den Sparzwang führte eine Sprecherin als Ursache an. Die Stadt reagiert meist aber erst, wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Damit die 1500 unbearbeiteten Anträge, das Pensum eines Jahres, abgearbeitet werden können, hatte Stadtdirektor Reinhold Spaniel innerhalb kurzer Zeit sieben Mitarbeiter für die Einbürgerungsstelle zusammengezogen.

In der Abrechnungsstelle für die Rettungsdiensteinsätze läuft es jetzt nicht anders. Die Probleme sind bereits seit anderthalb Jahren bekannt. Häufig wechselten die Mitarbeiter, zudem steigt die Zahl der Notfalleinsätze. Doch erst zeitverzögert wurden zwei neue Mitarbeiter eingestellt, erst in der vergangenen Woche eine weitere Kraft. Um die Rückstände aufzuholen, schieben vier Mitarbeiter jetzt bezahlte Überstunden. Und auch erst jetzt kümmert man sich um eine entsprechende Software, damit die Mitarbeiter nicht jeden Fall von Hand erfassen müssen.

Es wird wohl nicht der letzte Personalengpass bleiben: Zwischen 2010 und 2015 muss die Stadt laut Sparplänen insgesamt 640 Stellen abbauen, allein 2012 hat sie das Jahresziel um 140 Stellen verfehlt. Die Personaldecke wird in Zukunft noch dünner und der Krankenstand bleibt mit acht Prozent weiterhin hoch.