Für Katja Scholtes, Chefärztin der Notaufnahme am Klinikum, ist das Eingreifen eine Frage der Verantwortung: sich selbst und dem Leben anderer gegenüber

Sie war viele Jahre als Notärztin unterwegs: Zu Einsätzen mit Verletzten und Schwerverletzten, um Leben zu retten. Sie weiß, wovon sie spricht: Dr. Katja Scholtes, Chefärztin in der Notaufnahme am Klinikum Niederberg. Scholtes wendet sich eindringlich an Menschen, die an einem Verkehrsunfall beteiligt sind oder hinzukommen. Menschen, die Erste Hilfe leisten könnten. „Nehmen Sie sich selbst in die Verantwortung! Sich selbst und dem Leben anderer gegenüber. Wenn Sie hilflos am Straßenrand liegen, wünschen Sie sich auch Erste Hilfe und nicht nur Leute, die nicht handeln können.“

Unter 112 genaue Angaben machen

„Wenn zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Führerschein der Erste-Hilfe-Lehrgang erforderlich war, sollten man die Inhalte nach zwei bis drei Jahren wieder auffrischen.“ Wichtig sei zunächst die richtige Telefonnummer, nämlich die 112, zu wählen, um dann kurz zu berichten, wo sich der Unfall ereignete, was passiert ist und wie viele Verletzte betroffen sind. Dann könnten die Helfer mit dem entsprechenden Personal, Ausrüstung und Fahrzeug ausrücken. „Eine der dringlichsten Maßnahmen ist die notwendige Herzmassage. Ist das Opfer nicht ansprechbar und ist Atem nicht zu spüren, dann bleiben nur vier Minuten, bis kein Sauerstoff mehr im Gehirn ankommt. Nicht lange überlegen, mit der Herzmassage beginnen!“

Die Velberter Feuerwehr ist für Rettungsfahrten zu Unfallopfern gut gerüstet. Dem Leiter des Rettungsdienstes, Wolfgang Daldrup, stehen drei Rettungswagen, drei Krankenwagen und ein Notarzt-Einsatzfahrzeug ständig zur Verfügung. Insgesamt etwa 75 Feuerwehrleute sind als Rettungsassistenten ausgebildet und zwar immer auf neuestem Stand. Mindestens 30 Stunden zusammenhängender Unterricht sind Pflicht.

Lehrgang ist reine Augenwischerei

Daldrup plädiert dafür, dass der Gesetzgeber nicht nur Erste-Hilfe-Lehrgänge von Führerschein-Anwärtern vorschreiben soll. „Das ist reine Augenwischerei, eine reine Formalität. Je mehr geübt wird, umso nachhaltiger ist Erste Hilfe. Die Ausbildung ist kurz, und die Hemmschwelle ist oft groß. Das Ganze hat auch mit Ängsten zu tun. Deshalb muss unbedingt mindestens alle zwei bis drei Jahre aufgefrischt werden. Hier ist die Politik gefragt, etwas zu tun“, meint Daldrup.

„In Velbert sind wir nicht nur gut ausgebildet“, erklärt Daldrup, „sondern wir bilden auch andere aus. Feuerwehrleute aus anderen Städten kommen zu uns. Wir betreiben eine staatlich anerkannte Rettungsdienstschule, wo natürlich auch unsere eigenen Feuerwehrleute immer auf aktuellen Stand gebracht werden und deshalb bestens Erste Hilfe leisten können.“