Witten. Alte Pläne liegen wieder auf dem Tisch: Auf der stillgelegten Anlage des Ruhrverbandes an der Herbeder Straße soll eine Freizeitanlage mit Hotel, Gastronomie und dem weltgrößten Tauchzentrum entstehen. Ob sich das Mammut-Projekt überhaupt wie geplant umsetzen lässt, wird jetzt geprüft.

Eine Rifflandschaft und ein versunkenes Piratenschiff in einem riesigen Tauchbecken, ein Hotel mit Außengastronomie, Touristen aus ganz Deutschland: Auf dem Gelände des alten Klärwerks an der Herbeder Straße, in dem früher Abwasser blubberte, könnte bis 2015 eine riesige Freizeitanlage entstehen – zwischen Ruhr und Radlern.

Es sind über zehn Jahre alte Ideen des selbstständigen Tauchcoaches Thomas Kromp, die gerade in einer Studie auf ihre Machbarkeit hin geprüft werden. Die Vision des 63-Jährigen: Das mit acht Mio Liter Wasser weltgrößte Tauchzentrum, mitten im Ruhrtal. „Hier gibt es beste Voraussetzungen: Viele Touristen, eine gute Verkehrsanbindung und das Klärwerk“, schwärmt Kromp.

Aus dem Faulschlammbehälter der stillgelegten Anlage, in dem früher Klärschlamm gelagert wurde, soll ein 21 Meter tiefes und 16 Meter breites Tauchbecken werden, über einen Aufzug erreichen Schnorchler den Turm. Auf der obersten Etage sind Seminarräume und Verweilgelegenheiten geplant. Das Freibecken des Klärwerks soll in ein überdachtes Trainingsbecken verwandelt werden. „Es kann für Unterwasser-Rugby, Behinderten-Tauchen oder Kinder-Schwimmen genutzt werden“, sagt Kromp.

Tauchvereine haben schon zugesagt

Um die Becken herum sollen eine Gastronomie, das „Café Nautico“, mit Blick auf die Ruhr und ein Hotel mit 50 Zimmern aus dem Boden gestampft werden. Doch Kromp weiß bereits jetzt: „Die Zimmer werden nicht reichen.“ Es sind 80 bis 100 Zimmer nötig, um den voraussichtlichen Ansturm schultern zu können, so ein Zwischfazit der Wuppertaler Sachverständigen, die zurzeit die Machbarkeit des Projekts prüfen. Dazu sind 350 Parkplätze nötig, die im Grün nahe der Ruhr entstehen sollen. Kromp: „Wir brauchen die Kapazitäten, um im Sommer die Radtouristen, die Taucher, Schulen und Vereine aufnehmen zu können.“ Schon jetzt hätten 53 Tauchvereine aus ganz NRW zugesagt, regelmäßig im Schnorchler-Paradies in Herbede abzutauchen. Wohlgemerkt: Noch bevor überhaupt die Machbarkeit belegt, geschweige denn ein Investor gefunden wäre.

„Wir haben Interessenten“, versichert Thomas Kromp. Allerdings sei noch nichts klar. „Es soll jemand machen, dem das Tauchen am Herzen liegt.“ Ohne einen Investor, der Teile der geplanten neun Mio Investitionskosten übernimmt, „gibt es kein Geld von der Bank“, weiß der 63-Jährige. Das Mammut-Projekt bliebe ein Traum – ein Alptraum für Kromp, ist es doch sein „Baby“.

Projekt scheiterte schon 1999

Schon 1999 hatte Kromp angefangen, die 40.000-Quadratmeter-Anlage zu planen. 2002 schien alles unter Dach und Fach, doch das Projekt scheiterte, weil der Ruhrverband das Gelände an Investoren verkauft und zurückgemietet hatte - ein „Cross-Border-Leasing“. Ein Umbau war unmöglich. Als die Verträge ausliefen, wurden die Pläne wieder aus der Schublade geholt und überarbeitet. Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke hält sich bedeckt. Nur so viel: Er begrüße die Pläne.

Vielleicht auch wegen der Aussicht auf Touristen und Arbeitsplätze? Thomas Kromp rechnet mit etwa 10.000 Tauchern pro Jahr, 52 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden – vom Tauchlehrer bis zum Koch. Sogar eine Kita für die Kinder der Mitarbeiter soll es geben. Man wolle nicht nur Spaß bieten, sagt Thomas Kromp – „wir haben auch eine soziale Veranstwortung“.