Witten. . Astrid Meyer hat zwölf Wochen Schulung bei der Polizei hinter sich. Nun arbeitet sie ehrenamtlich als Seniorensicherheitsberaterin und geht mit speziellem Ausweis und Visitenkarte „auf Streife“.
Ihr Name ist Meyer. Astrid Meyer. Und sie ist im Auftrag des Polizeipräsidiums Bochum in Witten unterwegs. Die 58-Jährige ist eine von 32 Ehrenamtlichen, die zu Seniorensicherheitsberatern ausgebildet wurden. Seit Anfang August bieten sie ihre Dienste an. Jetzt gibt es auch ein Beratungsbüro in den Räumen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB).
Gleich links im Erdgeschoss des Gebäudes an der Westfalenstraße befindet sich der kleine, knallgelb gestrichene Raum, in dem Astrid Meyer zwei Mal pro Woche zu finden ist. Dass der ASB ihn zur Verfügung stellt, hat sich so ergeben, weil die gelernte Krankenschwester, die 40 Jahre im OP-Saal stand und dann vorzeitig in den Ruhestand ging, auch für die sozialen Dienste des Wohlfahrtsverbands im Einsatz ist. Ebenfalls ehrenamtlich.
Astrid Meyer und ihre Kollegen, die meisten über 50 Jahre alt, helfen zum Beispiel, Nachbarschaftsstreitigkeiten zu lösen. Sie informieren über die richtige Ausstattung der Wohnung in Sachen Brandschutz und Einbruchsicherung oder klären darüber auf, wie wichtig es ist, alle Telefonnummern von Angehörigen und Notdiensten parat zu haben. Sie unterstützen Opfer von Straftaten oder geben im Vorfeld Tipps zum richtigen Verhalten, damit man gar nicht erst Opfer wird. Nicht alle Sicherheitsberater verfügen über ein eigenes Büro. „Sie sollen vor allem im sozialen Umfeld tätig werden“, sagt Hauptkommissar Johannes Weißenberg, Leiter des Bezirks- und Schwerpunktdienstes in Witten.
Mit Ausweis und Visitenkarte
Deshalb läuft auch Astrid Meyer, die im Innenstadtbereich wohnt, ab sofort mit Adlerblick durch die City. „Und wenn ich etwa eine Seniorin sehe, die ihr Portmonee offen in der Tasche trägt, dann spreche ich sie an.“ Die meisten würden erst skeptisch reagieren, obwohl die blonde Frau natürlich Ausweis und Visitenkarte vorweisen kann. „Doch dann sind sie froh, dass ich ihnen sage, wie man’s richtig macht.“ Nämlich: den Geldbeutel in die verschlossene Tasche packen und diese unter den Arm klemmen oder wichtige Dinge gleich am Körper tragen. Für die Herren gelte: die Börse keinesfalls in die Gesäßtasche stecken. Nicht nur in der Fußgängerzone spricht Astrid Meyer die Senioren an. Sie geht überall dahin, wo sie die alten Menschen persönlich erreichen kann, setzt sich zur Kaffeerunde ins Altenheim oder besucht Tanztees, etwa den im Awo-Seniorenzentrum an der Kreisstraße.
Über die direkte Ansprache der Menschen hofft die Polizei, vor allem die Anzahl von Diebstählen weiter reduzieren zu können. „Im laufenden Jahr haben wir schon 25 Prozent weniger Taschendiebstähle als 2011“, freut sich Johannes Weißenberg. Und er glaubt, es liege daran, „dass die Wittener aufmerksamer sind und sich mehr umeinander kümmern“.
Astrid Meyer jedenfalls kümmert sich gern. „Ich liebe die Arbeit mit Menschen, vor allem mit Senioren. Ich finde es immer noch total spannend, wie sie sich verhalten und leben und welches Wissen sie noch weiterzugeben haben. Davon profitiere ich auch“, erklärt sie ihre Motivation, viele Stunden pro Woche für die Menschen da zu sein.
Das eigene Verhalten geändert
Nach der Schulung bei der Polizei, die knapp 50 Stunden in zwölf Wochen umfasste, habe sie außerdem ihr eigenes Verhalten in mancherlei Hinsicht verändert. Klar, ihre Handtasche klemmt sie schon lange untern Arm. Aber als die Verkehrspolizei den Teilnehmern Filme von Unfällen in Tempo-30-Zonen zeigte, da sei sie ganz erschrocken gewesen über die Folgen. „Seitdem fahre ich da wirklich nur noch 30.“
Astrid Meyer ist dienstags (9-12 Uhr) sowie donnerstags (13-17 Uhr) im Gebäude des Arbeiter-Samariter-Bundes an der Westfalenstraße 43 zu erreichen. Wer schlecht zu Fuß ist, den besucht sie auch zu Hause. Terminvereinbarung: 910-88333 oder 910-880 (Zentrale). Alle Beratungen sind kostenlos.