Witten. . Die sommerliche Hitze treibt viele Wittener an die Ufer der Ruhr und des Kemnader Sees. Doch wer schwimmen geht, sollte vorsichtig sein: Strudel und starke Strömungen können unversehens zur Gefahr werden. Und die Rettungsstationen des DLRG sind nur am Wochenende besetzt.
Ab ins Wasser hieß es für viele, die sich in den vergangenen heißen Tagen am Ruhrufer tummelten. „Toll wäre es, wenn die DLRG aus Sicherheitsgründen ein Auge auf die Schwimmer hätte“, meinte am Dienstag eine junge Frau. Doch deren Stationen am Ruhrufer und Kemnader See liegen in der Woche wie tot da.
„Ein Wachdienst dort ist unter der Woche für uns nicht zu stemmen. Denn wir arbeiten ausschließlich mit ehrenamtlichen Mitgliedern“, erklärt Michael Vogel, Leiter der Fachdienste für den DLRG-Bezirk Witten mit vier Ortsgruppen. Der 48-Jährige ist schon froh, dass die Rettungsstationen am Wochenende besetzt sind. Denn für die Ehrenamtlichen bedeutet das viel freiwilliges und unbezahltes Engagement. „Ich alleine komme schon auf über 1000 Stunden im Jahr“, schätzt Vogel.
Zwischen April und Mitte Oktober sind die Stationen an den Wochenenden und Feiertagen zwischen zehn und 18 Uhr besetzt. Um fünf davon kümmern sich die Wittener Mitarbeiter. Und zwar beim Campingplatz Steger, an der Uferstraße 23 neben dem Kanu-Ski-Club (KSC), an der Nachtigallstraße im ehemaligen Stellwerk der Bundesbahn, an der Lakebrücke sowie am Südufer des Kemnader Sees. Die gegenüberliegende Station an der Bootshalle Gibraltar wird von den Bochumer Kollegen bewacht, ebenso wie jene neben dem Schleusenwärterhaus. „Wenn an einer Station eine Signal-Flagge weht, ist sie besetzt. Sonst nicht.“
Strömung des Flusses ändert sich
Dabei lauern die Gefahren natürlich auch an Werktagen: dort ein Strudel, hier eine starke Strömung. Ob Samstag oder Montag: Lacht die Sonne, stehen die Kanuten auf der Ruhr fast im Stau und spätestens am Nachmittag kommen die Ersten mit den Schwimmreifen. Natürlich sind auch Übermütige dabei. „An warmen Abenden gibt es hier ganze Gruppen, die sich mit Hochprozentigem zudröhnen, grölen und dann auch noch in die Ruhr springen“, ärgert sich eine Anwohnerin der Uferstraße. Nahe Nachtigall- und Lakebrücke spielten sich ähnliche Szenen ab, sagt die eingangs erwähnte junge Frau. Ihre Freundin ergänzt: „Manche springen sogar betrunken von der Lakebrücke aus in die Ruhr.“
Tiefe Fahrrinne der Schwalbe
Ein anderes Problem sieht Jahn Maschelski an jener Stelle: „Es wird hier vom Ufer aus durch die Fahrrinne der Schwalbe plötzlich sehr tief“, warnt der 29-Jährige, dessen Hund dort häufig schwimmt, während er selbst im knietiefen Bereich wartet, bis das Tier sein Bad beendet hat. Ähnlich steil gehe es auch in der Ruhr an der Uferstraße in die Tiefe: „Man steht noch im hüfttiefen Wasser und einen Schritt weiter geht ohne Schwimmen schon gar nichts mehr“, meint eine 15-Jährige.
Die DLRG verweist auf ihre natürlichen Grenzen. Zwar habe die Wittener Einheit rund 1800 Mitglieder. Aber es seien rund 200 Leute, die sich die Wachdienste in den fünf Stationen teilten, schätzt Fachdienstleiter Michael Vogel. Die jüngsten Aktiven seien erst 15 Jahre, müssten aber mindestens einen Rettungsschwimmschein in Silber haben.
Todesfälle wegen Alkohol oder Suizid
Seit über 30 Jahren ist Vogel selbst bei dem Verein aktiv. „Es vergeht so ziemlich keine Saison, in der wir nicht jemanden tot aus der Ruhr bergen müssen“, erinnert sich der 48-Jährige. Häufig seien in solchen Fällen Alkohol oder Suizid im Spiel. Generell hält er die Ruhr für keinen tückischen Fluss. „Aber bei Hochwasser und wenn die Schwalbe kommt, sollte man sie meiden. Denn dann ändern sich die Strömungsverhältnisse. Außerdem führt Hochwasser häufig Treibholz mit, das Schwimmern gefährlich werden könnte.“
Hochwasser herrscht im Moment nicht, um so einladender wirkt der Fluss, in dem das Schwimmen offiziell verboten ist (siehe Kasten). Daran hält sich auch in diesem heißen Spätsommer kaum einer. Mit oder ohne gehisster DLRG-Flagge.