Witten. Die Extraschicht hat die Besucherinnen und Besucher auf Zeche Nachtigall begeistert. Dabei stand ein ganz besonderes Motto im Fokus.
Bis tief in die Nacht haben 150.000 Menschen das Ruhrgebiet und seine 22. „Extraschicht“ gefeiert. Zwischen Kamp-Lintfort und Hamm beteiligten sich insgesamt 33 Spielorte in 19 Städten an dem Kulturfestival, das erstmals 1999 stattfand. Witten war mit dem LWL-Museum Zeche Nachtigall vertreten und lockte die Besucher mit inklusiven Angeboten an. Auch die Niederlage von Borussia Dortmund konnte der fröhlichen Stimmung an diesem Abend keinen Abbruch tun.
Unter dem Motto „So wie wir sind – Eine Nacht der Industriekultur für alle“ setzte die Zeche Nachtigall auf Vielfalt und inklusive Angebote, die allen Gästen eine Teilnahme ermöglichen sollten. Ob Theater, Live-Musik oder Führungen – der Inklusionsgedanke stand jeweils im Mittelpunkt. Nur zwischen 21 und 23 Uhr lenkte das Finale der Champions League die Aufmerksamkeit einiger Besucher ab. Immer wieder der Blick aufs Smartphone und die Frage „Wie viel steht es?“.
Zeche Nachtigall setzt auf Inklusion
Die Zeche Nachtigall wollte ihren Gästen einen perfekten Abend mit unperfekten Künstlerinnen und Künstlern aus der Region bereiten, wie es in der Ankündigung hieß. Dafür sorgte unter anderem das Theater „Inklusive“ aus Witten, das den Zuschauern im Theaterstück „Gemeinsam einsam“ die Bedeutung wahrer Verbundenheit zeigte und dazu anregte zu hinterfragen, was uns trennt und was uns vereint. Eleni aus Lüdenscheid ist in diesem Jahr zum ersten Mal bei der „Extraschicht“. Ein Arbeitskollege hat sie eingeladen, mit ihm das Ruhrgebiet zu erkunden. Die 48-Jährige ist beeindruckt von der Aufführung und nimmt eine wichtige Erkenntnis mit nach Hause: „Es ist einem oft gar nicht bewusst, dass man Menschen ausschließt.“
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Nicht nur schauspielerisch, sondern auch musikalisch ging es auf dem Gelände rund um den historischen Abbaubetrieb um das Thema Inklusion. Die Band „Lampenfieber“ unterhielt die Zuhörer mit handgemachter deutschsprachiger Musik und brachte den einen oder anderen Fuß zum Mitwippen. Wer nicht nur zuhören, sondern auch mitsingen wollte, war beim „Public Singing – Das Ruhrgebiet singt zusammen“ bestens aufgehoben. Und für diejenigen, die zwar den Refrain, nicht aber die Strophen auswendig konnten, wurde der Text auf eine Leinwand projiziert und zudem in Gebärdensprache übersetzt.
Feuerkugeln begeistern Besucher der Extraschicht
Gebärdensprache spielte auch bei den Kurzführungen durch den Ringofen eine wichtige Rolle. Was für Gehörlose Menschen ein wichtiges Hilfsmittel ist, um am Leben teilnehmen zu können, ist für hörende Menschen schlicht faszinierend. Es ist von enormer Ästhetik, die Übersetzung in Gebärdensprache zu beobachten. Am Ende der Führung gehen die Arme der Zuhörer beziehungsweise Zuschauer in die Höhe, während die Hände sich hin und her bewegen – Applaus!
Kaum war das Spiel in Wembley abgepfiffen, folgte mit „Feuerzauber“ ein letztes Spektakel des Abends. Zu mystischer Musik flogen Feuerkugeln durch den Abendhimmel, begleitet von Ahs und Ohs der Zuschauer. Trotz der vorgerückten Stunde sind auch noch Kinder vor Ort und bestaunen die Darbietung. Theo ist fünf und sitzt auf den Schultern von Papa Thorsten. Fasziniert beobachtet der Blondschopf die Feuerjonglage. Müde sei er noch nicht, sagt er voller Überzeugung. Trotzdem geht es gleich nach Hause. Das Ruhrgebiet indes wird noch weiterfeiern. Die Kultur und sich selbst.
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