Witten. Hunde haben in Essen ein Reh zu Tode gehetzt. Ihre beiden Kitze werden jetzt in Witten liebevoll aufgepäppelt - unter vollem Einsatz.
Es muss ein schlimmer Anblick gewesen sein: Passanten haben am Sonntagabend (26.5.) in der Nähe eines Reitstalls in Essen-Werden ein leblos in einem Zaun hängendes Reh entdeckt. Die Ricke hatte sich stranguliert. Unweit von ihr lagen im hohen Gras zwei Rehkitze. Dank der Tiernotrettung befinden sich die verwaisten Tierkinder mittlerweile in einer Auffangstation in Witten und werden dort liebevoll aufgepäppelt.
Der Notruf erreichte die Leitstelle der Tierrettung Essen gegen 18 Uhr. Mit einer großen Box eilten die Ehrenamtlichen zum Einsatzort im Essener Süden und befüllten sie dort mit Stroh, um die beiden Jungtiere sicher transportieren zu können. Behutsam wurden die Kleinen, die auf etwa zehn Tage geschätzt werden, umgesetzt. Unter den Augen des zuständigen Revierinhabers ging es dann nach Witten.
Gerettete Kitze leben in Witten mit anderen Rehwaisen zusammen
In der Auffangstation leben die Neuankömmlinge mit vier anderen Rehwaisen zusammen, die alle ihre Mutter verloren haben. „Es ist eine aufopferungsvolle Arbeit“, sagt Tierrettungs-Chef Stephan Witte. Und herausfordernd. Die Tierschützerin selbst, die die Auffangstation in Witten betreibt, möchte komplett anonym bleiben. Aber, so erzählt es Witte, momentan päppele die Frau die geretteten Kitze mit sogenannter Biestmilch auf. Diese besonders reichhaltige Erstlingsmilch bekommen die kleinen Kitze alle drei Stunden - auch nachts.
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Sie ist wichtig für das Überleben der kleinen Geschöpfe. Denn ohne sie würde deren Immunsystem zusammenbrechen. Schwäche, Durchfall, Lungenentzündung oder andere Erkrankungen wären die Folge. Im Anschluss kann dann auf Ziegenmilch, Schafsmilch oder Lämmermilchpulver umgestellt werden. Auch Blätter und Kräuter fressen die Kleinen gerne, ebenso feinkrümelige Erde. Bis sie etwa ein Jahr alt sind, bleiben die Kitze in der Station, dann werden sie ausgewildert.
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Hunde haben Mutter wohl zu Tode gehetzt
Der Verdacht liegt nahe, dass ein oder mehrere Hunde die Mutter der beiden in den Tod gehetzt haben müssen, heißt es seitens der Tierrettung Essen. Denn in dem Bereich, in dem das tote Tier gefunden wurde, habe es bereits mehrere solcher Vorfälle gegeben, auch tote Kitze waren schon darunter.
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Um den Wildtieren und ihrem Nachwuchs ähnlich elende Schicksal zu ersparen, appelliert Witte an Hundehalter, ihre Vierbeiner vor allem während der aktuellen Brut- und Setzzeit anzuleinen. Diese gilt noch bis zum 31. Juli. Das gelte auch dem Schutz des eigenen Vierbeiners. Denn sollte ein Hund beim Wildern erwischt werden, kann ihm der Abschuss durch einen Jagdaufsichtsberechtigten drohen.
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