Witten. Wittens Schulen wollen gegen Gewalt vorgehen. Deswegen soll es eine Verbotsliste für Gegenstände geben. Eine Sache sorgt für Diskussionen.
Wittens Schulen wollen vorbeugend gegen Gewalt vorgehen. Dafür hat sich die Initiative „Schulterschluss“ gebildet. Die hat nun eine Liste von „gefährlichen“ Gegenständen erstellt, die künftig an den Schulen verboten sein könnten. Der Schulausschuss hat eine entsprechende Handlungsempfehlung verabschiedet. Dadurch könnte es bald unter anderem ein Aus von Deosprays an Schulen geben.
Aber von vorne: Bereits im Oktober hatte Mady Dahlke, Leiterin der Freiligrathschule, das Projekt vorgestellt. „Es hat wirklich eine erfreuliche Entwicklung genommen. Wir konnten nicht nur die weiterführenden Schulen dafür gewinnen, sondern auch die Grundschulen und das Berufskolleg“, sagte sie jetzt im Ausschuss. Gemeinsam habe man sich zusammengesetzt und die Liste verbotener Gegenstände erarbeitet, um vorbeugend auf Gewalt an Schulen zu reagieren.
Fraktionen in Witten stören sich an Deoverbot
Somit können die Schulen ihren Schülern in Zukunft etwa verbieten, dass sie Messer aller Art oder Werkzeuge wie Hammer oder Schraubendreher mitnehmen. Auch Schlagstöcke, Baseballschläger, Feuerwerkskörper oder Feuerzeuge stehen auf der Liste. Zudem haben Schulen durch die Handlungsempfehlung nun auch die Möglichkeit, Deo- und Haarspray zu verbieten. Das kann nicht jeder verstehen.
„Wir unterstützen das generell, stören uns aber an dem Verbot des Deos“, sagt etwa Maximilian Arldt von der CDU. Michael Hasenkamp von „Stadtklima“ pflichtet ihm bei. „Meine Tochter hat mir gesagt, dass es sich ohne Deo in der Schule nicht aushalten lässt.“ Doch was erst einmal etwas merkwürdig oder sogar übertrieben klingt, scheint einen ernsten Hintergrund zu haben.
- Witten: Zahl der Straftaten an Schulen steigt deutlich an
- Witten: Schule sieht Schulfrieden durch Schläger bedroht
- Modellprojekt an Schulen: Witten denkt Inklusion ganz neu
Denn durch Deospray kann mithilfe von Feuer eine Stichflamme erzeugt werden, das könnte dann gefährlich werden. „Ich verstehe, dass man das hinterfragt. Aber Sie haben noch nie gesehen, wie das aussieht, wenn jemand dadurch tatsächlich angesteckt wird“, sagt im Ausschuss ein Mitglied der Initiative. Unterstützung gibt es von den Linken. „Mein Mann ist Physiker und daher weiß ich, dass das tatsächlich brennt“, sagt Ulla Weiß. Maximilian Arldt schlägt vor, dass man das Deo doch zumindest außerhalb des Schulgeländes nutzen könnte.
Stadt Witten will Schulen nicht hereinreden
Wie oft es bereits gefährliche Vorfälle gegeben hat, ist nicht bekannt. „Für meine Schule kann ich sagen, dass es neu wäre, dass es Probleme mit Deosprays gegeben hat“, sagt Robert Falkenroth, Sprecher des Kinder- und Jugendparlaments (Kijupa) und gleichzeitig Mitglied der Schülervertretung des Ruhr-Gymnasiums. Grundsätzlich unterstütze das Kijupa diese Empfehlung aber. Die Umsetzung des Vebots halte er zum Teil jedoch für schwierig. Das Kijupa will über das Thema auf seiner nächsten Vollversammlung sprechen.
Die Gegenstände auf der Liste seien nicht willkürlich gewählt worden, sagt Erika Hoos, Leiterin der Helene-Lohmann-Realschule. . „Das ist Konsens aller Schulen in Witten.“ Die Stadt weist dabei noch einmal darauf hin, dass sie nichts vorschreiben will. „Wir sehen die Maßnahmen als unterstützenswert an, wollen den Schulen aber nicht reinreden. Deshalb ist diese Liste auch nur eine Empfehlung“, sagt Heiko Müller vom Amt für Jugendhilfe und Schule.
Die Schulen könnten letztendlich selbst entscheiden, welche Gegenstände sie auf die Verbotsliste setzen und das dann so in ihrer Hausordnung verankern. Durch die Handlungsempfehlung sei nun aber eine rechtliche Grundlage dafür geschaffen. Ob der Geruch an den Wittener Schulen bald also wirklich strenger wird, bleibt abzuwarten.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.