Witten. Das Polizeipräsidium Bochum hat die Statistik für Straftaten an Wittener Schulen veröffentlicht. Besonders zwei Bereiche geben Anlass zur Sorge.
An den Schulen in Witten geht es gewalttätiger zu. Zumindest lässt das die Statistik vermuten, die das Polizeipräsidium Bochum jetzt veröffentlicht hat. Demnach hat sich die Zahl der Straftaten in der „Tatörtlichkeit Schule“ in 2022 im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 um rund 56 Prozent von 118 auf 184 erhöht.
Auffällig ist hier vor allem die Anzahl der Bedrohungen, die von zwei auf zehn und somit um 400 Prozent gestiegen ist. Auch bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen gab es 2022 (19) deutlich mehr als noch im Jahr 2019 (7). Bei der einfachen, vorsätzlichen Körperverletzung sieht es ähnlich aus (2019: 18; 2022: 29). Abgenommen hat hingegen die Zahl der Diebstähle. 2022 wurden 42 Fälle gemeldet und somit vier weniger als 2019. Die einzelnen Vorfälle können nach Angaben der Polizei aber nicht mehr aufgeschlüsselt werden.
Witten liegt über NRW-Schnitt
Witten liegt somit sogar über dem NRW-Schnitt. Nach einer Anfrage der AfD hatte die Landesregierung zuletzt die Zahlen der Straftaten an den Schulen veröffentlicht. Demnach sind diese landesweit um 22 Prozent gestiegen.
Zuletzt hatte in Witten 2020 eine Schlägerei an der Freiligrathschule für Aufsehen gesorgt. Neun Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren hatten sich auf dem Schulhof geprügelt. Vergleichbare Fälle sind seitdem aber nicht mehr öffentlich bekannt geworden.
Die Zahlen aus den Coronajahren 2020 und 2021 sind in die Statistik jedoch nicht eingeflossen. „Distanzunterricht und Hybridunterricht haben sich weit in das Jahr 2021 gezogen. Hinzu kommen ausgefallene Klassenfahrten und abgesagte Schulausflüge“, sagt Polizeisprecher Jens Artschwager. Während der Pandemie seien die Fallzahlen deshalb deutlich niedriger ausgefallen, weshalb ein direkter Vergleich nicht sinnvoll sei. Über die Gründe des Anstiegs könne man nur spekulieren. „Das ist schwierig zu deuten. Es ist aber auf jeden Fall so, dass sich der allgemeine Trend der ansteigenden Kriminalität nach Corona auch an den Schulen zeigt“, sagt Artschwager. Viele Leute hätten „Nachholbedarf“.
Polizei und Schulen führen Präventivmaßnahmen durch
Positiv fällt in der Statistik auf, dass die Zahl der Straftaten rund um das „Ereignis Schule“ von 110 (2019) auf 62 (2022) gesunken ist. Dazu zählen neben dem Unterricht auch Klassenfahrten, Schulsport außerhalb des Schulgeländes und der Schulweg. Auch hier könnte die Coronapandemie die Werte aber noch etwas verfälschen, da vor allem Anfang des Jahres noch nicht alle Ausflüge problemlos durchgeführt werden konnten. Die „Tatörtlichkeit Schule“ ist hingegen ausschließlich auf das Gebäude sowie den Schulhof begrenzt und beinhaltet auch Straftaten außerhalb der Unterrichtszeiten.
Die Polizei hat das Thema in jedem Fall auf dem Schirm. „Unser Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz hat das Deliktfeld „Gewalt an Schulen“ genau im Blick“, sagt Sprecher Jens Artschwager. In enger Abstimmung mit den Schulen würden regelmäßig Präventivmaßnahmen durchgeführt und auf die individuellen Bedürfnisse der Schulen eingegangen. „Damit unternehmen wir aktiv etwas gegen das Thema Kriminalität mit dem Fokus auf Heranwachsende.“
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Auch die Stadt Witten hat über die Schulsozialarbeit bereits einige Projekte wie Bewegungs-, Sozialkompetenztrainings oder auch Mobbingprävention und -interventionen auf den Weg gebracht. Zudem setzt das Amt für Jugendhilfe und Schule auf Deeskalationstrainings oder Maßnahmen zur Stärkung der Klassengemeinschaft. Unterstützung gibt es dabei durch das Programm „Aufholen nach Corona“ des Bundes. Witten hat daraus in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt fast 330.000 Euro erhalten und bereits mehr als 100 Projekte finanziert.
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