Mittelalterfest: Wikinger fallen am Kemnader See ein
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Witten. Trotz mäßigen Wetters sind viele Mittelalterfans an den Kemnader See gekommen. Er bot die Kulisse für Schwertkämpfe, Schausteller und Drachen.
Jedes Jahr im Mai fallen die wilden Horden ein und belagern ein Wochenende lang das Nordufer des Kemnader Sees in Witten. Dann dann ist wieder Mittelalter- und Wikingerfest in Heveney. Auch in diesem Jahr sind sie wieder gekommen – von Nah und Fern – um sich der Faszination Mittelalter hinzugeben. Der Besucherzuspruch war aufgrund der Witterung geringer als in den Vorjahren, dafür blieb aber auch das obligatorische Parkchaos aus. Stattdessen herrschte eine entspannte und familiäre Atmosphäre, in der man raufende Wikinger, den Klang von Schwertern und holde Fräulein erleben konnte.
Der Regen der letzten Nacht hat die Festwiese aufgeweicht, am Sonntagmittag ist es matschig. Erstaunlich viele Besucher sind mit weißen Sneakers oder Turnschuhen unterwegs und merken spätestens jetzt, dass das keine gute Entscheidung war. Trotzdem lassen sich die Besucher den Spaß am Verkleiden und an den jahrhundertealten Lebensweisen nicht verderben. Viele Zuschauer verfolgen gebannt, wie bei einer Show-Einlage der Drache Fangdorn versucht, den Schatz der Elfen zu stehlen. Dank der mutigen Kinder im Publikum gelingt ihm das jedoch nicht.
Taverne im Piratenschiff serviert Bier in schweren Krügen
Während die Kinder das Schauspiel genießen, halten sich viele Väter in einem Piratenschiff auf, das die Taverne beherbergt und in dem es das Bier aus schweren Krügen gibt. Obwohl das Wetter beinahe Lust auf Glühwein macht, wird der Gerstensaft reichlich konsumiert.
Wikinger- und Mittelaltermarkt am Kemnader See
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Deutlich leichter als ein Humpen voller Bier ist der Wüstenbussard, den der fünfjährige Tjark auf der Hand hält. Der 600 Gramm schwere Greifvogel blickt dem Jungen aus Herne tief in die Augen, während der Falkner seine Hand hält. „Mit den spitzen Krallen könnte er echtes Unheil anrichten“, erklärt der Falkner, aber der Vogel sei so sehr an Kinder gewöhnt, dass keine Gefahr bestehe. Plötzlich breitet der Bussard seine Flügel aus und scheint abheben zu wollen. Doch der besonnene Falkner hat alles im Griff, sodass Tjark keine Angst haben muss.
In Hörweite der Taverne bearbeitet ein Schmied ein heißes Eisen auf seinem Amboss. Es raucht und knallt, wenn der schwere Hammer auf das Eisen trifft. Gegenüber können die Erzeugnisse des Schmieds direkt genutzt werden. Der elfjährige Noah wirft eiserne Äxte auf eine Holzwand, die von den Treffern seiner Vorgänger schwer gezeichnet ist. „Mit Schmackes!“, feuert Vater Daniel den Filius erfolgreich an. Noah findet das Mittelalter total cool und freut sich, hier in diese vergangene Zeit eintauchen zu können.
In Höhe der Segelschule haben die Wikinger ihr Lager aufgeschlagen. In einem der Zelte stehen Melanie Balgar und Sabrina van Berk. Die beiden Freundinnen sind mittelalterlich gekleidet und beschäftigen sich mit Wolle. Während Melanie mit einer Handspindel Wolle spinnt, verarbeitet Sabrina diese zu einem Armband. Sabrina Balgar liebt nicht nur das Mittelalter, sondern auch das Spinnen, Stricken und Häkeln. „Das Spinnen von Wolle hat etwas Meditatives“, gibt die 45-jährige einen Einblick in die Faszination des mittelalterlichen Handarbeitens.
Alles selbst gebaut
Zusammen mit ihrem Mann hat die Bochumerin bereits zum dritten Mal am Kemnader See ihr Lager aufgeschlagen. Ihre Freundin Sabrina ist zum ersten Mal dabei. Sie weist voller Stolz darauf hin, dass nicht nur das Zelt, sondern auch die Möbel und die Kleidung selbstgebaut bzw. gemacht sind. An fünf bis zehn Märkten nimmt sie pro Jahr teil und lebt dabei ihre Liebe zum Mittelalter und seinen geheimnisvollen Ritualen und Mythen aus.
Bis Sonntagmittag haben rund 2000 Menschen das Gelände am Kemnader See besucht, berichtet Thomas Zierfuß vom Veranstalter Sündenfrei. Angesichts des wechselhaften Wetters ist das eine Zahl, die Zierfuß zufriedenstellt.
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