Witten. Im Rahmen einer Großübung wurde am Kemnader See der Ausbruch der Vogelgrippe simuliert. Eine Tierärztin erklärt den Zweck der Übung.

Ausbruch einer Tierseuche? Am Kemnader See liefen am Montagmittag (29. April) Menschen in weißen Schutzanzügen, mit Maske und Schutzbrille umher. Rot-weiß gestreiftes Flatterband sperrte den Bereich um den Hafen Heveney ab. Spaziergänger blicken neugierig auf das Geschehen. Was aussieht wie ein Großeinsatz, ist zum Glück nur eine Übung für den Ernstfall. Denn Tierseuchen brechen immer wieder in Deutschland aus. Um dann bestmöglich vorbereitet zu sein, üben verschiedene Stellen die Zusammenarbeit.

Witten: Übung mit Gummienten am Hafen Heveney

Zum Übungsszenario: Am Morgen wurden von Spaziergängern am Kemnader See tote Wildvögel gemeldet. Nun muss alles schnell gehen. Das Kreishaus des Ennepe-Ruhr-Kreises in Schwelm wird informiert, die Amtstierärztin wird aktiv. Dann startet ein Prozedere, viele Stellen arbeiten Hand in Hand. Zunächst werden Proben aus den Schnäbeln und vom Kot der verendeten Tiere genommen, um das Virus feststellen zu können. In der Simulation am Montagmittag sind das natürlich keine echten Tiere, sondern Gummienten.

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Um die Beprobung zu üben, wurden 18 Gummienten auf dem Wasser versteckt und mit Booten der DLRG „eingefangen“. Das Entnehmen einer Probe wurde dann an zwei Kanadagänsen simuliert. Diese wurden von Tierschutzfänger Reinhard Vohwinkel mit einem Netz gefangen. Die Proben würden dann eingeschickt werden, um schnellstmöglich festzustellen, ob das Tier an der Vogelgrippe erkrankt ist. Wenn das der Fall ist, muss das Geflügel getötet werden. Wie das tierschutzgerechte Töten stattfinden kann, wurde am zweiten Einsatzort, an der Paasmühle in Hattingen, geübt.

Bei einer Kanadagans wird am Kemnader See eine Probe entnommen.
Bei einer Kanadagans wird am Kemnader See eine Probe entnommen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Zum eigenen Schutz war am Hafen Heveney auch das Tragen der richtigen Schutzkleidung ein Thema. Zu der Ausrüstung gehören Gummistiefel, ein Schutzanzug, eine Maske, eine Brille und Handschuhe. Auch die Desinfizierung der Boote und Geräte wäre bei einem Ausbruch elementar. Dafür würde dann das Technische Hilfswerk (THW) mit ins Boot geholt werden. Zum weiteren Ablauf gehört auch, dass Geflügelbetriebe im Umkreis informiert werden. „Im Ernstfall müsste diese Vielzahl von Einzelaktionen parallel ablaufen“, sagt Kreisveterinärin Dr. Bettina Buck.

Vogelgrippe: Wie wahrscheinlich ist ein Ausbruch?

„Das ist keine Exotenübung, sondern die Vogelgrippe ist immer wieder spruchreif“, sagt Janine Herden, Tierärztin im Ennepe-Ruhr-Kreis. Wenn es zu einem Ausbruch kommt, kann jede Art von Geflügel betroffen sein. Die meisten Vogelgrippe-Viren sind für den Menschen ungefährlich. „Eine Ansteckung ist sehr unwahrscheinlich und nur in ganz wenigen Einzelfällen passiert“, sagt Herden.

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Die Übung ist Pflichtprogramm für alle Großstädte und Kreise. „Einmal im Jahr muss ein Ausbruch geprobt werden“, sagt die Tierärztin. Das ist aber nicht immer die Vogelgrippe, sondern können auch andere Tierseuchen sein, wie zum Beispiel die Schweinepest oder Maul- und Klauenseuche. Spaziergänger, die tote Tiere finden, sollten diese in keinem Fall anfassen. Man solle das Ordnungsamt informieren, aber auch Polizei oder Feuerwehr können kontaktiert werden.

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