Witten. Zwei Jahre haben sich Eltern und die Stadt Witten um einen Spielplatz gestritten. Die Eltern bekamen Recht, doch jetzt ist der Spielplatz weg.
Zwei Jahre lang hatten die Stadt Witten und ein Elternverein um einen Spielplatz im Gemeindeneck gekämpft. Letztlich haben die Eltern das Ringen um das kleine Grundstück gewonnen. Der Spielplatz durfte bleiben. Mittlerweile ist der Pachtvertrag ausgelaufen und der Spielplatz liegt brach. Auch die Alternative hat nicht viel zu bieten.
Im Jahr 2011 hat die Stadt Witten eine große Spielplatzoffensive ausgerufen. Vorgesehen war, kleinere Spielplätze zu schließen und dafür Geld in „Mittelpunktsflächen“ zu investieren. Gemeint sind große Spielplätze mit einem weiten Einzugsbereich, wie die Flächen im Lutherpark oder auf dem Hohenstein.
Spielplatzoffensive in Witten: Der Streit um den Spielplatz im Gemeindeneck
Einer der ersten Spielplätze, die der Offensive zum Opfer fallen sollten, war der Spielplatz am Gemeindeneck. Das hatte der damalige Kinder- und Jugendbeauftragte Gerd Kinski so durchgesetzt. Gemeinsam kamen er und eine Gruppe Drittklässler bei einer Begehung zu dem Schluss: Der Spielplatz kann weg. Dafür sollte der ganz in der Nähe gelegene Platz in den Schrebergärten am Sonnenschein aufgewertet werden.
+++ Familien-Newsletter: Keine Freizeittipps mehr verpassen! +++
Doch die Schließung wollten die Anwohner nicht akzeptieren. Angeführt von Ralf Schaefer protestierten sie gegen die Pläne der Stadt Witten. „Ich habe sogar den damaligen Bundespräsidenten angeschrieben“, erinnert er sich. Zwei Jahre lang wurde gestritten - das schreckte Kaufinteressenten ab. So wurde der Weg für die Elterninitiative frei. Die Eltern gründeten einen Verein und unterzeichneten einen Pachtvertrag mit acht Jahren Laufzeit. Sogar eine neue Kletteranlage mit zwei Schaukeln ließ man aufstellen. Heute ist davon nicht mehr viel zu sehen.
Pachtvertrag lief 2022 aus - Spielplatzverein findet keine Nachfolge
Nur das Schild am Eingang und ein unförmiger Sandhaufen lassen erahnen, dass hier mal ein Spielplatz war. Links neben dem Eingang liegt eine demolierte Sitzbank, über den Rasen sind bunte Plastiksplitter verstreut und aus einer Grube ragen scharfkantige Fundamente längst verschwundener Aufbauten. Ein einsamer Fußball deutet darauf hin, dass hier tatsächlich Kinder gespielt haben. Wie konnte es so kommen?
Lesen Sie auch
- Gemeindeneck: Anwohner betreiben Spielplatz in Witten
- So schön ist der neu eröffnete Spielplatz auf dem Hohenstein
- „Hangrutschen-Eklat“: Kaum Ersatz für Spielplätze in Witten
„Das Interesse der Anwohner war nicht mehr da“, sagt Schaefer. Auch das der „Kinder“ hat nachgelassen, der eigene Sohn ist mittlerweile 17 Jahre alt und auch die meisten Nachbarskinder sind aus dem Sandkastenalter raus. „Jetzt gibt es wieder ein paar kleine Kinder in der Nachbarschaft, aber die spielen woanders.“ Der Platz befinde sich im Rückbau, die Fundamente sollen mit Baggern abgetragen werden, so Schaefer.
Auf dem Spielplatz in der Schrebergartenanlage Sonnenschein spielen sie heute nicht. Dort spielt heute niemand. Ursprünglich sollte dieser Platz aufgewertet werde. Doch davon ist nichts zu sehen: eine Wippe, eine Reifenschaukel und ein kleiner Sandkasten - das war‘s. Dabei ist hier doch noch Platz.
Spielplatz im Schrebergarten - Kinder spielen lieber woanders
Das hat einen Grund: „Früher hat es hier mehr Spielgeräte gegeben“, sagt eine Schrebergartenbesitzerin (80). Seit dreißig Jahren bewirtschaftet sie ihren Garten schräg gegenüber des Spielplatzes. Von dort aus hat sie einen guten Blick. Ganze Schulklassen seien früher hier zum Spielen gekommen, heute ist hier - trotz bestem Wetter - niemand. „Meine Enkel toben sich lieber bei uns im Garten aus.“
Der letzte verbliebene Spielplatz zwischen Bebbelsdorf und Sonnenschein lockt nur wenige Kinder an. Das Angebot ist ausbaufähig und war mal besser. Doch nach der Schließung im Gemeindeneck ist es der letzte in der Gegend.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.