Witten. Eine Postkarte erreicht nach über 50 Jahren ihr Ziel in Witten. Damit ist sie schon die zweite in kurzer Zeit. Beide kommen aus Bayern.
Wilfried Lischeid aus Witten staunt nicht schlecht, als er die Karte mit einem Poststempel von 1970 in den Händen hält. Denn erst jetzt – nach 54 Jahren – ist sie bei ihm in Annen angekommen. Es ist die zweite Postkarte innerhalb kurzer Zeit, die nach so vielen Jahrzehnten einem Empfänger in der Ruhrstadt zugestellt wird. Erst Ende Februar fand ein Wittener in seinem Briefkasten Urlaubsgrüße, die mit 60 Jahren Verspätung ankamen. Interessant: Beide Karten stammen aus Bayern.
„So was erlebt man nicht jeden Tag“, sagt der 66-Jährige. Als der Briefträger dem Rentner die Postkarte morgens überreichte, habe er sich noch nichts dabei gedacht. Beim späteren Durchschauen der Post sei er dann aus allen Wolken gefallen, als er Absender und Datum sah. Am 19. Juli 1970 wurden die Urlaubsgrüße aus dem Luftkurort Oberaudorf in der Chiemsee-Region in Bayern losgeschickt. Der Absender hat Lischeid besonders überrascht.
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Wittener will alte Freunde suchen
Die Postkarte ist nicht direkt an den 66-Jährigen adressiert, sondern an Gerhard Schleimer. „Das ist ein Freund aus Kindertagen“, erzählt der Rentner. Dieser habe mit seiner Familie im gleichen Gebäude wie er und seine Eltern – An der Schlinke 6 – gewohnt. Die Familie sei schon vor langer Zeit weggezogen. Wilfried Lischeid und seine Frau wohnen aber immer noch dort. „Deswegen hat der Briefträger auch mir die Karte zugestellt“, sagt er. Das Haus stehe zwar mittlerweile etwas anders, da in den 90-er Jahren neu gebaut wurde. Die Adresse ist aber noch die gleiche.
Absender ist die Mutter des Jugendfreundes. Sie schickt Grüße aus dem Luftkurort Oberaudorf in Bayern an ihren Sohn in Witten. „Mach Papa keinen Ärger“ und „Sieh zu, dass du deinen Führerschein machst“, steht auf der Postkarte geschrieben. Wieso diese erst nach über 50 Jahren zugestellt worden ist, kann der Rentner sich nicht erklären. „Vielleicht ist das ein Zeichen, dass ich mich auf die Suche nach meinen alten Bekannten machen sollte.“ Ihn würde interessieren, wohin in die Welt es seine Freunde verschlagen hatte. Lischeid: „Leider ist der Kontakt nach dem Umzug abgerissen.“
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Post kann sich das nicht erklären
„Solche Fälle kommen sehr selten vor“, hatte es seitens der Post schon bei der im Februar nach 60 Jahren zugestellten Karte geheißen. Auch jetzt kann sich die Sprecherin nicht erklären, wie die Karte zu Wilfried Lischeid gefunden hat, da kein Strichcode oder ein aktueller Stempel aus dem Briefzentrum 58 in Hagen zu sehen ist. Wo die Karte sich all die Jahre versteckt hat, bleibt also ein Rätsel.
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