Witten. Viele Wittener werden sich über die neuen Autos der Post wundern. Denn etwas ist bei den „Rechtslenkern“ zur Sicherheit anders als sonst.
Wenn Thomas Ulm aus seinem gelben Fahrzeug steigt, dann wundert sich manch einer. Denn das Lenkrad sitzt bei diesem Auto rechts. Nun stammen aber weder Ulm noch der Wagen aus England, sondern sind Zusteller und fahrbarer Untersatz der Deutschen Post. Die setzt auch in Witten seit Neuestem auf den elektrisch angetriebenen Street-Scooter des Typs Gigabox. Zwei davon sind in der Ruhrstadt unterwegs.
Die Deutsche Post DHL Group hat all ihre E-Mobile zusammen mit der StreetScooter GmbH und Instituten der Technischen Hochschule Aachen speziell für die Paket- und Briefzustellung entwickelt. Sie sehen aus wie kleine Lkws. Die neuen Gigabox-Modelle haben zudem entscheidende Vorteile gegenüber dem Vorgänger, der zwar auch mit Strom fährt, aber: Der „Rechtslenker“, wie Dieter Schuhmachers den Wagen auch bezeichnet, sei viel sicherer. Denn der Zusteller steigt auf der Bordsteinseite ein und aus, erklärt der Regional-Sprecher der Deutsche Post DHL Group. Thomas Ulm weiß das längst zu schätzen.
Wittener verteilt Briefe und Pakete in den Hölzern
Der Wittener ist seit etwa vier Monaten mit dem Street-Scooter in den Hölzern auf Tour. „Wenn da die Autos auf der Bommerholzer Straße mit 100 Sachen an mir vorbeidüsen, habe ich schon den Außenspiegel im Rücken gespürt“, erinnert sich der 58-Jährige an frühere Fahrten. „Jetzt steige ich auf der sicheren Seite aus.“ Oft sei er anfangs darauf angesprochen worden. Viele hätten gerätselt, welchen Grund die veränderte Lenkradposition wohl hat. Ihm selbst habe die Umstellung nichts ausgemacht: „Es war nur ein bisschen ungewohnt.“
Ein weiterer Pluspunkt: In die Regale des begehbaren Laderaums passen nun etwa 160 Pakete, sonst waren es nur 120. Auf dem Beifahrersitz vorne steht eine Box mit Briefen, die Ulm und seine Kollegen ebenfalls mit dem Wagen verteilen. Verbundzustellung nennt sich das, wenn Briefe und Pakete aus einer Hand geliefert werden. Fast überall in Witten sei das inzwischen der Fall.
In Witten-City wird Post mit dem Rad zugestellt
110 Post-Bedienstete arbeiten auf Drei Könige
Im Zustellstützpunkt der Deutschen Post auf dem Gelände des Gewerbegebiets Drei Könige sind 110 Mitarbeitende tätig. Standortleiterin ist Nicole Wolframm.
Es gibt 56 Zustellbezirke, zwei Übergabebereiche und außerdem eine reine Paketbasis in Annen. Über den Wittener Stützpunkt werden pro Woche 162.000 Standard- und Kompaktbriefe, 62.000 Großbriefe sowie 12.800 Pakete zugestellt.
Die Deutsche Post DHL hat insgesamt 20.000 der von ihr mitentwickelten Street-Scooter im Einsatz. Die E-Autos sind überwiegend in Deutschland unterwegs. Sie eignen sich besonders für Fahrten mit ausgeprägtem Start-Stopp-Verkehr.
Das habe den weiteren Vorteil, dass der Zusteller fast jeden Tag zur ungefähr gleichen Zeit im Viertel aufschlägt, sagt Ulm. Nur in der Innenstadt, in Teilen Hevens und im Herzen von Annen sind Brief- und Paketzusteller getrennt unterwegs. Erstere haben inzwischen auch kleinformatige Sendungen dabei. Je nach Art der Zustellungen können die Kunden den Boten übrigens in der Regel frankierte Briefe und Pakete – wenn Platz dafür ist – direkt von zu Hause aus mitgeben, betont Schuhmachers. Der Weg zum Briefkasten oder zur Packstation falle dann flach. Nur vor Weihnachten sei das wegen des hohen Aufkommens etwas schwieriger.
Thomas Ulm, der schon seit 25 Jahren für die Post im Einsatz ist, war früher ebenfalls mit dem Rad als Zusteller auf Tour. Auch das habe ihm ganz gut gefallen. „Man ist zwar der Witterung ausgesetzt. Aber seitdem weiß ich, wofür ich Beine und Füße habe.“ Hatte er in seinem früheren Job als Automechaniker oft Rückenprobleme, ist Ulm heute so fit, dass er Marathon läuft und dem Deutsche-Post-Nationalteam Laufen angehört.
Auch in dem neuen Verteilzentrum fühlt sich der Mitarbeiter wohl. Die Deutsche Post DHL war im Herbst 2021 als erstes Unternehmen in das Gewerbegebiet Drei Könige gezogen. „Das wurde ja extra für unsere Bedürfnisse gebaut. Hier ist alles auf einer Ebene, die Fahrzeuge können gleichzeitig und unter einem Vordach beladen werden“, so Ulm. Apropos Fahrzeuge: Die Post will in Sachen E-Mobilität nachlegen. Denn immerhin spare man damit vier Tonnen CO2 pro Jahr und Wagen. Auch mehr Gigabox-Modelle soll es geben – denn sicher ist sicher.