Witten. Michael Kapmeyer aus Witten vermietet das ehemalige Winterquartier seiner Eltern in Südspanien. Wer hier Urlaub macht, wohnt in einem Kunstwerk

Michael Kapmeyer (45) aus Witten vermietet den Traum seines verstorbenen Vaters: eine Ferienwohnung in „Europas größtem Kunstwerk“. Das steht nicht in Berlin, London oder Paris, sondern in subtropischem Klima an der Südküste Spaniens zwischen Málaga und Almeria.

Ursprünglich sollte die Eigentumswohnung in Almuñécar seinen Eltern als Winterresidenz dienen. Fernab vom grauen Deutschland wollten die beiden Senioren hier die Seele baumeln lassen. Lange haben sie nach einem geeigneten Ort gesucht. Ruhig und warm sollte er sein. Die Nachbarorte kamen also nicht infrage. Denn die sind mittlerweile zu großen Teilen in der Hand der Tourismusindustrie.

Ruhe und Entspannung: Ferienwohnung liegt direkt am Meer

In Almuñécar geht es etwas ruhiger zu. „Zwischen dem Haus und dem Strand gibt es nur eine Straße“, sagt Kapmeyer. „Die hört man auf dem Balkon im elften Stock gar nicht. Da gibt es nur Meeresrauschen, das war meinem Vater sehr wichtig.“ Also schlug das Ehepaar vor rund fünf Jahren zu und kaufte die Ferienwohnung. Doch der Traum sollte nur drei Jahre halten - der Vater verstarb im Herbst 2020.

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Kapmeyers Mutter (76) fährt seitdem nur noch für Kurzurlaube nach Spanien. Dabei leisten ihr ihre beiden Söhne Gesellschaft, alleine möchte sie nicht mehr in der Wohnung sein - zu viel erinnert sie an ihren verstorbenen Ehemann. Weil die Ferienwohnung also die meiste Zeit im Jahr leer steht, wird sie nun vermietet.

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Die Vermittlung übernimmt „Rosi“, der eine Immobilienverwaltung gehört. Würde Rosi sich nicht um die Wohnung kümmern, hätte die Familie sie wohl schon längst verkauft. So hätten sie die Verwandlung des grauen Feriendomizils in ein ansehnliches Kunstwerk verpasst. Auslöser für die Kunstaktion war die Immobilienkrise.

Aus grauen Betonklötzen wird eines der größten Kunstwerke Europas

Auf dem Hügel hinter dem Wohnkomplex standen bis vor Kurzem noch die Ruinen gescheiterter Bauprojekte. Weil die unfertigen Gebäude zu lange der Witterung ausgesetzt waren, mussten sie abgerissen werden, um Platz für neuen Wohnraum zu schaffen.

Auf dem Hang standen früher Villen - die sind mittlerweile abgerissen. Auch der Bauschutt (noch im Bild) wurde mittlerweile abgetragen.
Auf dem Hang standen früher Villen - die sind mittlerweile abgerissen. Auch der Bauschutt (noch im Bild) wurde mittlerweile abgetragen. © WAZ | Sascha Lengnick

Doch wer will in eine Villa am Meer ziehen, nur um dann auf einen grauen Betonklotz zu blicken? Künstler José Fernández Ríos hatte die Lösung parat. Er entwarf ein gigantisches Wandmotiv - 6000 Quadratmeter groß - das nun die Rückseite des Gebäudes ziert.

Die Wohnung im Kunstwerk

Die Wohnung ist rund 70 Quadratmeter groß, verfügt über zwei Schlafzimmer, drei Betten und zwei Badezimmer. Sie ist auf vier Erwachsene ausgelegt, Platz für ein zusätzliches Kleinkind ist vorhanden.

Angeschlossen an den Wohn-/Essbereich ist eine verglaste Terrasse mit Meerblick, die auch in den Wintermonaten genutzt werden könne, so Kapmeyer.

Auch eine Langzeitmiete von drei bis vier Monaten ist hier nach Absprache möglich. Wer nicht per Webportal, sondern über Kapmeyer persönlich bucht, spart die zehn Prozent, die der Anbieter per Gebühr aufschlägt. Der Mietpreis liegt - je nach Saison - bei 65 bis 110 Euro.

Michael Kapmeyer ist über sein Firmenhandy von Naturtuche erreichbar unter 0176/50230254.

Es zeigt eine junge Frau, die mit ihrem Hund über einen Strand spaziert. Wer jetzt vom Hügel aus in Richtung Strand blickt, nimmt die Gebäude kaum noch wahr. Aus der richtigen Perspektive betrachtet, fügt sich die Strandszene nahtlos in die Umgebung ein. Die Aussicht ist also gerettet und bald sollen auf dem Hügel wieder Villen stehen. „Vom Balkon aus haben wir den echten Blick aufs Meer, während die reichen Leute in den Villen auf ein Wandbild gucken“, sagt Kapmeyer und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

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