Witten. Toiletten für Behinderte sind in Witten vor allem in den Stadtteilen schwierig zu finden. Jetzt soll ein spezielles System geprüft werden.
„Toiletten für alle“ sind in Witten bislang Mangelware. Geht es nach Rot-Grün soll sich das in Zukunft ändern. Die beiden Fraktionen haben gemeinsam einen entsprechenden Antrag für Behinderten-WCs in jedem Stadtteil gestellt. Dabei soll ein ganz bestimmtes System greifen.
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Die SPD und die Grünen wollen die Stadt beauftragen, sicherzustellen, dass in jedem Stadtteil ein sogenanntes Euroschlüssel-WC zur Verfügung steht. Dabei können die Anlagen ausschließlich mit einem solchen Schlüssel geöffnet werden. Nur wer einen entsprechenden Nachweis erbringt, erhält gegen eine Gebühr den Euroschlüssel vom bundesweiten Verband „Club der Behinderten“. Damit lassen sich europaweit rund 12.000 Türen öffnen. Betroffene gelangen nach Angaben der Fraktionen auch ohne weitere Kosten in ansonsten zahlungspflichtige Anlagen, wie zum Beispiel die öffentliche Anlage am Wittener Busbahnhof.
Euroschlüssel-WC: In Witten gibt es bereits einige Anlagen
„Die Verwaltung sollte genau hinsehen, was möglich ist. Das sollte natürlich nicht kostenintensiv sein und man sollte schauen, welche Fördermöglichkeiten es gibt“, sagt Christine Rose von der SPD. Lieselotte Dannert von den Grünen ergänzt, dass man zum Beispiel auch schauen könnte, inwieweit man private Betreiber wie Gaststätteninhaber mit ins Boot nehmen könnte.
In einem sogenannten „Locusführer“ sind alle Toiletten mit dem System aufgelistet. Demnach gibt es in Witten neben der Toilette im Rathaus noch drei weitere. Diese befinden sich an der Bushaltestelle am Rathausplatz, in der Stadtgalerie und an der Ecke Annen/Bebelstraße. Nach Aussage einer Euroschlüssel-Besitzerin sei letztere aber auch per Knopfdruck zu öffnen. Die Stadt solle deshalb prüfen, ob diese Anlage wirklich den Euroschlüssel-Kriterien entspricht.
Behinderten-WCs sollen besser vor Vandalismus geschützt werden
Rot-Grün sieht in dem System den Vorteil, dass die Toiletten besser vor Vandalismus-Vorfällen geschützt sind, wenn nur bestimmte Menschen Zugang haben. Zudem könne die Hygiene besser gewährleistet werden. Generell gebe es zu wenig behindertengerechte WCs, insbesondere außerhalb der City.
„Ich kenne viele Menschen, die sich deshalb nicht trauen, in einige Stadtteile zu gehen“, sagt Lieselotte Dannert. Das Problem scheint jedoch die Finanzierung zu sein. „Natürlich können wir uns das anschauen, aber ich erinnere daran, dass wir derzeit in den Haushaltsplanungen sind. In allen sieben Stadtteilen würde das sehr teuer werden“, sagt Bürgermeister Lars König (CDU). Zu den Kosten machen die Parteien in ihrem Antrag keine genauen Angaben.
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Auch die Suche nach den Standorten könnte zur Herausforderung werden. In anderen Städten sind die WCs unter anderem in Parkhäusern untergebracht. „Wir haben aber keine Parkhäuser, die 24/7 geöffnet sind“, so König. Von Ulla Weiß (Linke) kommt der Vorschlag, dass man zum Beispiel mit der VHS sprechen könnte. „Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, so eine Anlage mit wenig Mitteln einrichten zu können.“ Die Stadt sicherte im Sozialausschuss nun zu, das Ganze zu prüfen und auch Kontakt mit möglichen Betreibern aufzunehmen. Dann soll das Thema erneut auf den Tisch kommen.