Witten. Thorsten Schröder ist Diakon. Da muss fasten sein, sollte man meinen? Weit gefehlt. Der leidenschaftliche Raucher verzichtet aus anderen Gründen.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Alles? Das nicht, aber viele Menschen nutzen die nun beginnende Fastenzeit, um bis Karfreitag irgendetwas weniger oder gar nicht mehr zu tun: nicht rauchen, nicht trinken, weniger aufs Handy schauen, kein Fleisch essen. Wir haben mit einem Wittener gesprochen, der den Verzicht übt - und dabei manchmal verzweifelt..
Thorsten Schröder ist Diakon in der Ev. Kirchengemeinde Herbede. Ein Gottesmann also - da ist Fasten doch schon beinahe Pflicht, sollte man meinen. Doch weit gefehlt. „Ich mogele mich da so durch“, gesteht der 56-Jährige. Gerade mal vier Wochen will er auf Zigaretten und Alkohol verzichten. Dabei dauert die offizielle Fastenzeit doch etwas länger.
Er habe lange in der Hannoverschen Landeskirche gearbeitet, sagt Schröder. Dort lautete das Motto: „Vier Wochen ohne Verzicht - ein Gewinn“. Das hat er sich zu eigen gemacht. Auch, weil er ein bisschen feige ist, wie er selbst sagt. So feiert er zum Beispiel Ende Februar seinen Geburtstag mit einer großen Party. „Und da will ich mit den Gästen anstoßen.“ Deshalb schwört er Alkohol und Nikotin auch erst im März ab. Bis Karfreitag sind es dann genau vier Wochen.
Thorsten Schröder fastet auch nicht jedes Jahr. „Es kommt immer darauf an, wie ich gerade drauf bin.“ Angefangen hat er damit mal, als er noch in einer WG lebte. Das ist über 30 Jahre her. Damals hat jemand gesagt: „Sieben Wochen auf Zigaretten zu verzichten, das schaffst du nicht.“ Schröder nahm die Herausforderung an. Und es fällt ihm wirklich schwer, denn „ich rauche für mein Leben gern“. Eine Schachtel am Tag schafft er durchaus.
Überhaupt sei er ein „lustfreundlicher Mensch“. Ein BVB-Spiel zu gucken mit Bierchen und Zigarette - „das ist schon geil“. Mit Tee geht das gar nicht, sagt Schröder. Weshalb er dann in nächster Zeit eher mal zur alkoholfreien Flasche greifen wird. Deshalb sind die ersten Tage ohne Glimmstängel auch echt hart für ihn. „Es ist erschreckend, wie oft man daran denkt. Das finde ich echt blöd.“ Ab Tag sieben wird es dann erfahrungsgemäß leichter, so der Diakon. Ihm ist es wichtig, mal zu gucken, „wer der Chef in meinem Körper ist - ich oder die Drogen“. Aus religiösen Gründen fastet der Kirchenmann also nicht, wie er freimütig gesteht.
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Zwar habe er am Aschermittwoch den Kindern im Schulgottesdienst noch erzählt, wie Jesus 40 Tage lang in der Wüste fastete. „Aber ich finde es vermessen, unser Fasten damit zu vergleichen.“ Außerdem: „Für Gott spielt das keine große Rolle, ob wir das tun.“ Vielleicht ist deshalb auch Fasten kein großes Thema in seiner Gemeinde. Er kennt jedenfalls keinen, der in der nächsten Zeit auf etwas verzichtet. „Das soll auch jeder für sich selbst entscheiden“, sagt der Herbeder.
Er selbst sieht es in erster Linie als psychologisches Experiment. Ans Kaffeefasten etwa hat er sich noch nicht getraut. „Denn ohne Kaffee werde ich grantelig.“ Mal sieben Wochen auf Fleisch zu verzichten: „Ich dachte, das wäre easy.“ Denn ohnehin kommt das nicht täglich bei ihm auf den Tisch. „Aber keins zu essen, ist mir immer schwerer gefallen.“ Dann doch lieber Finger weg von Alkohol und Nikotin. Vier Wochen: Schaffst du!
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