Witten. Schauspieler Jochen Nickel ist auf Heimatbesuch. Der TV-Star mag das Wiesenviertel und trainiert im Fitnessstudio seinen 90-jährigen Vater.

Wann sieht man schon einmal jemanden aus Witten im Fernsehen? Natürlich, Schauspielerin Tanja Wedhorn rührt häufiger unser Herz, etwa in ihrer „Praxis mit Meerblick“. Dann gibt es noch Anthony Arndt, doch der Tatort-Star hat das historische Zollhaus an der Elberfelder Straße verkauft und ist nach Bochum verzogen. Zurzeit stehen aber die Chancen nicht schlecht, auf Wittens Straßen Jochen Nickel zu treffen. Zurzeit ist der 64-Jährige auf Heimatbesuch.

Der Schauspieler ist ein König der Nebenrollen. 160 Film- und Fernsehrollen listet sein Wikipedia-Eintrag auf, darunter Gastrollen in Tatort, Polizeiruf 110, Der Fahnder, Ein starkes Team, Wilsberg oder Rosamunde Pilcher. Große Nebenrollen gab es in Roland Emmerichs Science-Fiction-Film Moon 44, in Steven Spielbergs Filmdrama Schindlers Liste oder Joseph Vilsmaiers Film Stalingrad.

Vater Gerd Nickel trainiert dreimal pro Woche

Auch an diesem Montag spielt Jochen Nickel eine „Nebenrolle“, er begleitet nämlich seinen Vater Gerd Nickel ins Fitnessstudio Drexelius ins Wullener Feld. „Personal Trainer“, sagt der Schauspieler grinsend und filmt seinen Vater dabei, wie dieser am Beinstrecker Gewichte hebt. Und das weit zackiger als dessen Alter vermuten lässt: 90 Jahre ist Bauunternehmer Gerd Nickel bereits alt. . „Seit 37 Jahren bin ich Mitglied bei Drexelius“, so der rüstige Herr. „Ich hab denen ja auch den Parkplatz gepflastert.“ Er trägt Turnschuhe und Jogginghose und erzählt, dass er dreimal pro Woche Trainingseinheiten absolviert, „an zwölf Geräten“. Danach geht‘s in die Sauna.

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Zwei Wittener beim gemeinsamen Dreh: Jochen Nickel (Mitte) und Tanja Wedhorn in „Praxis mit Meerblick“.
Zwei Wittener beim gemeinsamen Dreh: Jochen Nickel (Mitte) und Tanja Wedhorn in „Praxis mit Meerblick“. © ARD Degeto/Boris Laewen | ARD Degeto/Boris Laewen

Sein berühmter Sohn Jochen dagegen hat eine schlabberige Cordhose und Gummischlappen an. Es gab eine Zeit, da habe auch er intensiv bei Drexelius trainiert. „Für Roland Emmerichs Film Moon 44 habe ich einen Personal Trainer gebraucht. Für den Muskelaufbau“, erinnert er sich. Anders als sein Vater wird er wohl nicht bis 90 Jahre ins selbe Fitnessstudio gehen. „Aber ich bin stolz auf ihn. Er lässt sich nie hängen.“ Dieses Durchhaltevermögen habe schon sein Großvater bewiesen, der - ebenso wie Gerd Nickel - aktiv im Ringerverein KSV trainierte. Jochen Nickel ist über den Handball (UTG Witten, ein Zusammenschluss der Sportunion Annen und der Turngemeinde Witten) zu Yoga und Meditationen gekommen: „Ich bin einfach ein bisschen anders ausgerichtet.“

Kultrolle: Jochen Nickel (re.) im Kinofilm „Bang Boom Bang“, hier 2014 mit Regisseur Peter Thorwarth und Willi Thomczyk (li.).
Kultrolle: Jochen Nickel (re.) im Kinofilm „Bang Boom Bang“, hier 2014 mit Regisseur Peter Thorwarth und Willi Thomczyk (li.). © Haenisch / waz fotopool | Joachim Haenisch

Gemeinsame Drehs mit Tanja Wedhorn

Aktuell pendelt der Schauspieler zwischen Berlin, wo seine Freundin lebt, und „der Wohngemeinschaft“ mit seinen Eltern in Bommern. Ab dem 13. Februar stehen in der Hauptstadt wieder Drehtage an, die hundertste Folge von „Ein starkes Team“. Jochen Nickel ist gut im Geschäft. Im letzten Jahr drehte er mit Peter Thorwarth, Regisseur von „Bang Boom Bang“, die Netflix-Serie „Blood & Gold“, ein Mix aus Kriegsfilm, Western und Satire. Und er mimte den Vater von Tanja Wedhorn in der Serie „Fritzie - Der Himmel muss warten“. „Eine wundervolle Kollegin“, schwärmt er über die gebürtige Wittenerin, deren Schwester ein Reisebüro an der Bahnhofstraße betreibt. „Völlig unprätentiös. Wir haben schon drei Mal zusammen gedreht.“

Kennt alle bei Drexelius: Schauspieler Jochen Nickel (r.) mit Trainer Werner Krychowski (l.) und Inhaberin Heike Drexelius  im Fitnesscenter.
Kennt alle bei Drexelius: Schauspieler Jochen Nickel (r.) mit Trainer Werner Krychowski (l.) und Inhaberin Heike Drexelius im Fitnesscenter. © FUNKE Foto Services | Christof Kšpsel

Neben seinen Eltern zieht ihn ein großer Freundeskreis regelmäßig in die Ruhrstadt. Etwa Geet Anand, die die Yogaschule Anahad im Wiesenviertel betreibt. Oder Marcel Drache, Geschäftsführer von „Golden Sun Society“, der seit Kurzem die Disco im Saalbau veranstaltet. Falls Sie Jochen Nickel mal treffen möchten, dort treibt er sich des Öfteren herum. „Die alternative Szene gefällt mir sehr an Witten“, sagt er. „Viele gehen hier neue Wege.“

Womit - verzeihen Sie die schlechte Überleitung - eine Frage zu dem Zustand der Wittener Straßen angebracht ist. Schließlich ist Jochen Nickel gelernter Straßenbaugeselle. Also, was sagt er zu Wittens Rumpelpisten? Juckt es ihm da nicht in den Fingern? Nöö, das sei ja eher ein gesamtdeutsches Problem. „Und hier in Witten kann zumindest das Regenwasser gut versickern.“

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