Sein markantes Gesicht kennt man aus unzähligen Filmen wie „Schindlers Liste“, „Stalingrad“ oder TV-Krimis. Nun spielt Jochen Nickel in „Radio Heimat“ mit.

Ob in Spielbergs Opus „Schindlers Liste“, dem Weltkriegsdrama „Stalingrad“ oder in zahlreichen TV-Krimis: Das markante Gesicht des aus Witten stammenden Schauspielers Jochen Nickel bleibt Zuschauern im Gedächtnis. Gerade stand der 56-Jährige in Bochum für die Verfilmung von Frank Goosens Revierroman „Radio Heimat“ vor der Kamera. WAZ-Redakteur Michael Vaupel sprach mit Jochen Nickel.

Wann kommt der Film ins Kino?

Jochen Nickel: Im Frühjahr kommenden Jahres.

Welche Rolle spielen Sie darin?

Den Onkel Goosen. Ingo Naujoks, der ja wie Goosen aus Bochum stammt, spielt dessen Opa.

Im Mittelpunkt des Buches „Radio Heimat“, das vom Dortmunder Kabarettisten und „Geierabend“-Regisseur Matthias Kunstmann verfilmt wird, stehen vier pubertierende Ruhrgebiets-Jungs, die nach erstem Sex und der großen Liebe suchen. Was verstehen Sie unter Heimat?

Heimat ist dort, wo dich die anderen besser kennen als du selbst.

Wo ist Ihre Heimat?

Ich bin ja viel unterwegs, habe eine zeitlang in München gewohnt, sieben Jahre in Hamburg. Dort bin ich gerade zu Dreharbeiten für die TV-Familienserie „Sibel & Max“. Mein erster Wohnsitz ist Witten, ich habe aber noch eine kleine Zweitwohnung in Berlin.

Sind Sie noch oft in Witten? Und wo kann man Sie da antreffen?

In der letzten Zeit bin ich wieder öfter in Witten. Im letzten Jahr habe ich hier auch den Film „Bocksprünge“ vorgestellt, in dem ich mitwirke. Meine Stammkneipe ist nach wie vor das Klimbim. Aber auch das Knut’s finde ich interessant. Ich bin ganz begeistert, was die junge Kreativszene rund um die Kulturinitiative Stellwerk im Wiesenviertel auf die Beine gestellt hat.

Das Ruhrgebiet und Berlin werden häufiger verglichen. Weil beide Schmelztiegel unterschiedlicher Nationalitäten und die Bewohner in beiden Regionen sehr direkt sind. Wie beurteilen Sie das?

Jede Region hat ihre Eigenheiten, deshalb finde ich solche Vergleiche schwierig. Berlins Kulturszene und sein Nachtleben sind natürlich beeindruckend. Was die Mentalität angeht, so finde ich, dass die Ruhris eher den Finnen ähneln. Sie haben auch diese direkte Art und so eine Gelassenheit. Ich habe selbst in zwei Kaurismäki-Filmen mitgespielt und eine Frau hat gedacht, ich sei ein Finne. Als ich sie gefragt habe, warum sie das meint, sagte sie: „Sie sehen so entspannt, fast gelangweilt aus.“

Haben Sie eigentlich bei der Verfilmung von „Radio Heimat“ auch Frank Goosen kennengelernt?

Ja, wir haben uns kurz in Bochum getroffen, als wir die Szene mit dem Zechenchor gedreht haben. Und wir haben festgestellt, dass wir eine gemeinsame Bekannte haben: Die Wittener Schauspielerin, Sängerin und Radio-Sprecherin Jule Vollmer, mit der ich schon in der Zeit des Ensembles „Theaterpathologisches Institut“ zusammengearbeitet habe.

Aus dem Ensemble des „Theaterpathologischen Instituts“ stammt auch der Gefängnisarzt und Schauspieler Joe Bausch, der vielen Zuschauern als Kölner „Tatort“-Pathologe bekannt ist. Was haben Sie aus der Zeit mit Roland Rebers Theater-Ensemble gelernt?

Regisseur Roland Reber hat uns stark gefordert, auf der Bühne sehr spontan und intensiv zu sein. Diese frühe Theatererfahrung konnte ich später gut in meine Film- und Fernsehrollen einbringen. Unser Anspruch war damals, ein modernes Volkstheater zu sein. Die Publikumserfolge haben uns das auch bescheinigt.

Sie haben schon mit sehr vielen Schauspielkollegen und Regisseuren zusammengearbeitet. An wen erinnern Sie sich besonders gerne?

An Steven Spielberg beispielsweise, der nie von oben herab, sondern immer auf Augenhöhe mit uns Schauspielern gearbeitet hat. Und natürlich an viele Ruhrgebietsdarsteller wie Ingo Naujoks, Ralf Richter, Peter Lohmeyer, Klaus Behrendt, Dietmar Bär und Armin Rohde. Mit einigen von ihnen habe ich damals in der Ruhrgebiets-TV-Serie „Rote Erde“ gespielt. Interessant, dass sie für viele von uns damals zum Karriere-Sprungbrett wurde.

Ein ähnliches Karrieresprungbrett war ja auch Wolfgang Petersens Film-Welterfolg „Das Boot“ für Darsteller wie Jürgen Prochnow, Uwe Ochsenknecht, Herbert Grönemeyer oder Claude-Oliver Rudolph. Wie erklären Sie sich das?

Es liegt sicher mit daran, dass „Rote Erde“-Regisseur Klaus Emmerich oder Wolfgang Petersen Filmemacher sind, die ihren Schauspielern die Möglichkeit geben, eine große Bandbreite ihres Könnens zu zeigen. Nicht zu vergessen die Bavaria als großes Studio dahinter, durch das man viele Kontakte bekommt.

Und mit welchem Regisseur haben Sie noch nicht gedreht, würden es aber gerne?

Mit dem gebürtigen Bremer Filmemacher Heinz Emigholz, der auch in Kunstkreisen bekannt und sehr experimentell und innovativ ist. Mit ihm würde ich gerne mal einen fiktionalen Film drehen.